Jubel in den USA nach Festnahme des zweiten Terrorverdächtigen

Jubel in Boston nach fünf Tagen Ausnahmezustand: In einem Grosseinsatz hat die Polizei am Freitagabend (Ortszeit) den mutmasslichen zweiten Bombenleger des Boston-Marathons aufgespürt und festgenommen. Der 19-Jährige hatte sich verletzt in einem Garten versteckt.

Junge Menschen feiern in Boston die Festnahme des mutmasslichen Bombenlegers (Bild: sda)

Jubel in Boston nach fünf Tagen Ausnahmezustand: In einem Grosseinsatz hat die Polizei am Freitagabend (Ortszeit) den mutmasslichen zweiten Bombenleger des Boston-Marathons aufgespürt und festgenommen. Der 19-Jährige hatte sich verletzt in einem Garten versteckt.

Dschochar Zarnajew wurde in einem abgedeckten Boot versteckt im Bostoner Vorort Watertown gestellt und mit schweren Verletzungen in ein Spital gebracht, wie die Polizei mitteilte. Sein älterer Bruder und mutmassliche Komplize Tamerlan war zuvor auf der Flucht von der Polizei getötet worden. Über das Motiv der Brüder wird noch gerätselt.

US-Präsident Barack Obama zeigte sich erleichtert. In einer kurzen Rede im Weissen Haus lobte er die Arbeit der Sicherheitsbehörden und kündigte lückenlose Aufklärung an. Bei dem Anschlag auf den Boston-Marathon waren am Montag drei Menschen getötet und 180 verletzt worden.

In Watertown strömten die Menschen auf die Strasse, jubelten und applaudierten, als die Festnahme bekannt wurde. Die Bostoner Polizei twitterte um 20.58 Uhr Ortszeit (2.58 Uhr MESZ): «Die Jagd ist aus. Die Fahndung ist vorüber. Der Terror ist vorbei. Und Gerechtigkeit hat gesiegt. Verdächtiger in Haft.»

Hinweis von Anwohner

In seinem Versteck war Dschochar Zarnajew von einem Hausbesitzer entdeckt worden. Nach Aufhebung der Ausgangssperre für ganz Boston war dieser in seinen Garten gegangen und hatte Blutspuren auf einer Bootsplane entdeckt. Ausserdem war ein Sicherungsseil durchtrennt. Als er unter die Plane schaute, entdeckte er nach Polizeiangaben einen blutüberströmten Körper. Er habe dann den Notruf gewählt.

Wie genau die Polizisten Zarnajew festnahmen, blieb zunächst unklar. Laut Medienberichten gingen Vermutungen dahin, dass er nicht erst bei seiner Festnahme, sondern bereits in der Nacht zum Freitag bei dem Schusswechsel mit der Polizei schwer verletzt worden war, in dem sein Bruder starb.

Bereits im Visier der Polizei

Die beiden Brüder sind nach bisherigen Erkenntnissen tschetschenischer Herkunft, lebten aber mit ihren Familie bereits seit 2002 in den USA, wo sie Asyl erhielten.

Das FBI überprüfte nach eigenen Angaben den Älteren der beiden 2011 auf Wunsch einer ausländischen Regierung, die ihn als Anhänger des «radikalen Islams» verdächtigte. Damals seien aber keine Hinweise auf terroristische Aktivitäten gefunden worden, hiess es.

Die tschetschenische Herkunft der mutmasslichen Boston-Attentäter könnte Russland und die USA zu einer engeren Anti-Terror-Kooperation bringen. Der russische Präsident Wladimir Putin habe am Telefon mit seinem US-Amtskollegen Barack Obama über dieses Thema gesprochen, teilte der Kreml am Samstag in Moskau mit.

Laut Mutter Interesse am Islam

Subeidat Zarnajewa, die nach eigenen Angaben die Mutter der beiden Männer ist, sagte dem englischsprachigen Staatsfernsehen Russia Today am Samstag, Tamerlan habe sich seit etwa fünf Jahren stark für den Islam interessiert. «Aber er hat nie gesagt, dass er den Weg des Dschihads einschlagen will.» Ihre Söhne seien zu etwas verleitet worden, versicherte sie.

Obama kündigte eine lückenlose Aufklärung an. «Warum haben junge Männer, die hier aufgewachsen sind und studiert haben, zu so starker Gewalt gegriffen?», fragte er. Die Familien der Opfer verdienten Antworten. Er habe die Bundespolizei und das Ministerium für innere Sicherheit (Homeland Security) angewiesen, alle notwendigen Ressourcen einzusetzen.

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