Jüngste Runde bei Krankenkassenprämien offenbart politische Gräben

Der moderate Anstieg der Krankenkassenprämien 2014 hat am Donnerstag zu ebenso moderaten Reaktionen geführt. Kritisiert wurde viel mehr das Gesundheitssystem, und die Kosten, die aus dem Ruder laufen. Einstecken müssen auch die Versicherer.

Bundesrat Berset (rechts) mit dem BAG-Chef Pascal Strupler (Bild: sda)

Der moderate Anstieg der Krankenkassenprämien 2014 hat am Donnerstag zu ebenso moderaten Reaktionen geführt. Kritisiert wurde viel mehr das Gesundheitssystem, und die Kosten, die aus dem Ruder laufen. Einstecken müssen auch die Versicherer.

Deutlich äusserte sich der Waadtländer Gesundheitsdirektor Pierre-Yves Maillard, der die jüngste Prämienrunde in einem politischen Kontext verortet. «Stünde die Abstimmung über die Einheitskasse nicht bevor, wären die Prämien – auf der Grundlage derselben Zahlen – vermutlich stärker gestiegen», erklärte der Regierungsrat am Donnerstag der Nachrichtenagentur sda.

Angesichts der negativen Teuerung bleibt der moderate Prämienanstieg für die SP eine «Beruhigungspille». Das Volk werde aber bald über eine «gerechtere öffentliche Krankenkasse und damit bezahlbare Prämien» abstimmen können, teilte die Partei mit.

Bessere Aufsicht der Versicherer

Politische Forderungen stellen auch die Kantone. Sie würden im Verhältnis zu ihren verursachten Kosten weiterhin über- oder unterdurchschnittlich belastet, sagte Michael Jordi, Generalsekretär der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK), auf Anfrage. In einzelnen Kantonen würden mit zu hohen Prämien zu hohe Reserven gebildet.

Die GDK fordert daher, dass die angehäuften Reserven der Versicherer eingesetzt werden, um die steigenden Gesundheitskosten zu dämpfen. Die Kantone haben dabei das neue Aufsichtsgesetz über die obligatorische Krankenversicherung ins Auge gefasst. Damit liessen sich die Versicherer besser beaufsichtigen, schätzt Jordi.

Verbände optimistisch

Optimistisch zeigen sich die beiden Verbände der Krankenkassen. Curafutura sieht die Prämienrunde als Beleg dafür, dass die getroffenen Massnahmen ihre Wirkung nicht verfehlt hätten, wie Direktor Reto Dietschi auf Anfrage erklärte. Versicherer und Prämienzahler dürften künftig sogar weniger bezahlen, weil die Kantone ab 2017 im Rahmen der neuen Spitalfinanzierung verpflichtet sind, 55 Prozent der stationären Leistungen zu decken.

Aus Sicht von santésuisse ist bei solchen Prognosen Vorsicht geboten. «Grundsätzlich wird die neue Spitalfinanzierung aber einen Einfluss haben», sagte Mediensprecher Paul Rhyn auf Anfrage.

Qualität hat ihren Preis

Bundesrat Alain Berset hatte am Donnerstag die Gründe für die erneut gestiegenen Krankenkassenprämien dargelegt. «Die hohe Qualität in unserem Gesundheitswesen hat ihren Preis», sagte er. Trotz vieler Massnahmen seien die Gesundheitskosten weiter am Steigen, was sich zwangsläufig auf die Prämien auswirke.

«Wenn die Kosten nicht steigen würden, stiegen auch die Prämien nicht», sagte der Gesundheitsminister vor den Medien in Bern. Im nächsten Jahr gebe es einen moderaten Anstieg von 2,2 Prozent. Dies korrespondiere exakt mit den geplanten Ausgaben der Krankenkassen fürs Jahr 2014.

Berset sprach explizit die vier grössten Kostenpunkte an, welche die Versicherer mit den Prämien decken müssen: stationäre Spitalkosten, ambulante Spitalkosten, ambulante Arztkosten und die Medikamente. Vor allem im stationären Spitalbereich liefen die Kosten noch immer aus dem Ruder.

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