Jürg Stahl wird an der 20. Versammlung des Sportparlaments in Ittigen BE zum neuen Präsidenten von Swiss Olympic gewählt.
Der 48-jährige Winterthurer tritt die Nachfolge des ehemaligen Basler Regierungsrats Jörg Schild an. Auf Stahl entfielen im ersten Wahlgang 240 der 444 gültigen Stimmen, während es seine Konkurrenten Werner Augsburger (vorgeschlagen von Swiss Volley) und Martin Landolt (vorgeschlagen von Swiss Sliding) lediglich auf 149 respektive 55 Stimmen brachten.
Schild hat heuer das 70. Altersjahr erreicht und konnte deshalb nach elf Jahren im Amt aus Altersgründen nicht mehr zur Wiederwahl antreten.
Ab Montag auch Nationalratspräsident
Wenige Tage nach seiner Wahl zum Präsidenten von Swiss Olympic wird Stahl am Montag im Nationalratssaal auf politischem Parkett grösste Ehre zuteil werden. Seine Wahl zum Nationalratspräsidenten zu Beginn der Wintersession gilt nach zwei Jahren als Vizepräsident als so gut wie sicher. Beide Ämter unter einen Hut zu bringen, erachtet der SVP-Politiker als lösbare Herausforderung. Er, der seit 2004 der Parlamentarischen Gruppe Sport vorsteht, sieht darin «eine gute Möglichkeit, die Politik und den Sport noch besser zu vernetzen».
Den alt Bundesrat und Parteikollegen Adolf Ogi bezeichnet Stahl, der 1999 in den Nationalrat gewählt worden ist, als Wegweiser und Motivator. «Ogi hat gezeigt, dass Politik und Sport zusammengehen.» Über sich selbst sagt der neue Swiss-Olympic-Präsident: «Ich neige eher zur Sachlichkeit als zu Klamauk.» Verbiegen lassen habe er sich nie. Er sei resistent und ehrlich sich selbst gegenüber.
Vor acht Jahren wurde Stahl in den Exekutivrat von Swiss Olympic gewählt, nun wird er ab Januar dessen Präsident sein. 2004 hatte er seine eigene Drogerie in Winterthur aufgegeben, seither ist er beruflich als Direktionsmitglied beim grössten Westschweizer Krankenversicherer Groupe Mutuel tätig.
Stahl gehörte wie sein Nationalratskollege Landolt zu jenen Kandidaten, die von einer von Swiss Olympic eingesetzten Findungskommission im Sommer als «besonders geeignet» bezeichnet worden waren, um das Amt des Präsidenten des Exekutivrats auszuüben. Bereits die vierköpfige Kommission machte mit ihrer Empfehlung deutlich, dass sie die politische und wirtschaftliche Komponente stark gewichtet, nun folgte ihr mit der Wahl Stahls das Sportparlament.
Kampf um zusätzliche Gelder des Bundes
An Herausforderungen mangelt es dem neuen Präsidenten von Swiss Olympic nicht. Im März 2017 wird der Exekutivrat entscheiden, welche der drei sich derzeit noch im Rennen befindenden Olympia-Kandidaturen er seinem Sportparlament vorschlagen wird. Dieses wird am 11. April über den Vorschlag befinden.
Vordringlich wird es für Stahl sein, den Kampf um zusätzliche finanzielle Mittel (15 Millionen Franken) seitens des Bundes fortzuführen. Im Mai hatte der Bundesrat mitgeteilt, er sehe für die Erhöhung der Beiträge für den Leistungssport vorderhand «keinen Handlungsspielraum». Das Parlament behandelt die Vorlage im kommenden Jahr.
In seiner Rede zu Beginn der 20. Versammlung des Sportparlaments hatte der abtretende Präsident Schild darauf verzichtet, auf seine elf Jahre im Amt zurückzublicken. Stattdessen sprach er obige zwei Herausforderungen an. Seinem Nachfolger gab er hinsichtlich der Bemühung zur Beschaffung zusätzlicher Gelder auf den Weg, als Präsident müsse man anderen auch mal auf die Nerven gehen, um unentwegt auf das Anliegen von Swiss Olympic aufmerksam zu machen. «Steter Tropfen höhlt den Stein», so Schild.