Im Interview mit der Nachrichtenagentur sda äussert sich der neue Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl zu Wahlkampf-Motto, der bevorstehenden Doppelbelastung 2017 und zur Generierung von Fördergeldern.
Jürg Stahl, Sie sind schon im ersten Wahlgang zum neuen Präsidenten von Swiss Olympic gewählt worden. Was gab Ihrer Meinung nach den Ausschlag, dass dies so deutlich erfolgt ist?
Jürg Stahl: «Das ist schwierig zu beurteilen. Ich denke schon, dass das Dreieck der politischen Akzeptanz und Vernetzung zusammen mit sportlichen Kompetenzen und dem Zugang zur Wirtschaft wahrscheinlich ausgelöst hat, dass ich im Sportparlament ein so grosses Vertrauen geniesse.»
In Ihrer Rede vor der Wahl gaben Sie Ihr Motto bekannt: «Unterstützung auf dem Weg aufs Podest». Was ist damit genau gemeint?
«Ich bin schon so lange in der Sportschweiz tätig, früher als Athlet, Trainer, Kampfrichter, heute in der Politik oder im Exekutivrat. Talente haben auf dem Weg aufs Podest den grössten Bedarf an Unterstützung. Wenn sie dann zuoberst stehen, haben alle Freude und die Sponsoren kommen. Es ist eine Botschaft an all jene, die in den Vereinen und Verbänden gute Arbeit leisten und die Talente schleifen. Die Vorstellung, dort Unterstützung zu geben, wo sie benötigt wird, finde ich speziell und motivierend. Ich hoffe, dass dies auf den neu zusammengesetzten Exekutivrat überspringt.»
Was entgegnen Sie Leuten, die sagen, Sie seien ein stiller Schaffer, eher ruhig und nicht so extrovertiert?
«Das muss ich nicht. Es gibt mich so, wie ich bin. Ich habe mich im Wahlkampf nie verstellt. Im Alter von 48 Jahren ist man wahrscheinlich genug ‚eingemittet‘, nicht irgendwelchen lauten Marktschreiern hinterherzulaufen. Im entscheidenden Moment kann ich lauter werden, mein Name hat eine gewisse Härte, die vielleicht zum Tragen kommen wird.»
Am Montag werden Sie aller Voraussicht nach zum Präsidenten des Nationalrates gewählt. Ihr Vorgänger Jörg Schild sagte, das Amt des Swiss-Olympic-Präsidenten könne man nicht nebenbei führen. Wie wollen Sie alles unter einen Hut bringen?
«Ich bin völlig einverstanden, das geht nicht nebenbei. Aber für mich sind diese Milizfunktion und das Ehrenamt in unserem Land das Fundament des Schweizer Sports. Es gibt in vielen Verbänden Leute, die versuchen, möglichst alles richtig und gut zu machen und die versuchen, verschiedene Funktionen unter einen Hut zu bringen. Bei mir sieht das spektakulärer aus, weil es zwei Ämter sind, bei denen man mehr im Rampenlicht steht. Ich bin es mir gewohnt zu arbeiten. Wer mich kennt und mit mir zusammenarbeitet, weiss, dass ich eine gute Mischung aus Organisationstalent und Leistungsfähigkeit habe.»
Grosses Thema im Wahlkampf waren die fehlenden zusätzlichen finanziellen Mittel durch den Bund für den Leistungssport. Die Vorlage geht im kommenden Jahr ans Parlament. Wie optimistisch sind Sie, dass sich daran noch etwas ändern wird?
«Ich bin positiv eingestellt. Ich hoffe, dass ich nicht den Stichentscheid fällen muss. Falls doch, wüsste ich wie … Wir werden parteiübergreifend zusammenarbeiten. Sport ist kein parteipolitisches Spiel, es hat mit Überzeugung und Herzblut zu tun. Es geht nicht nur um das Finanzielle, sondern darum, was der Sport in unserem Land für die Gesellschaft leistet, welche Kraft in ihm steckt. Das müssen wir wieder mehr ins Zentrum rücken. Und dann muss die Bereitschaft vorhanden sein, etwas mehr zu geben als bisher.»
Sie haben gesagt, Sie seien schon als kleiner Junge vom olympischen Virus infiziert worden. Nun geht mit der Wahl zum Präsidenten von Swiss Olympic bestimmt ein Traum in Erfüllung. Worauf freuen Sie sich in den nächsten Monaten und Jahren am meisten?
«Ich glaube an die Kraft im Schweizer Sport, den Weg gemeinsam zu gehen und gemeinsam viel bewegen zu können, aber auch die durchaus vorhandenen Baustellen gemeinsam beheben zu können. Am meisten freue ich mich darauf, meine Tochter in die Arme nehmen zu können.»