Trotz der Zurückhaltung der Kunden hat die Bank Julius Bär im vergangenen Jahr mehr verdient. Auch wenn die Erwartungen der Analysten erfüllt wurden, geriet die Aktie unter Druck. Denn obwohl die verwalteten Vermögen einen neuen Rekord erreichten, sanken die Erträge leicht.
Unter dem Strich erzielte die Bank einen Konzerngewinn von 298 Mio. Franken. Das seien 15 Prozent mehr als im Vorjahr, teilte Julius Bär am Montag mit.
2011 hatte allerdings eine Zahlung von 50 Mio. Euro (65 Mio. Fr.) zu Buche geschlagen, mit der Julius Bär ein Justizverfahren in Deutschland wegen Schwarzgeldern von reichen Deutschen abwenden konnte. Ohne diese Zahlung wäre der adjustierte Konzerngewinn, der auch noch Integrations- und Restrukturierungskosten sowie gewisse Abschreibungen ausklammert, um 4 Prozent gesunken.
Keine Fortschritte im US-Steuerstreit
Auf der anderen Seite musste die Bank 2012 für die weiterhin ungelöste Auseinandersetzung mit den US-Behörden um unversteuerte Gelder 38 Mio. Fr. für Anwälte und externe Finanzspezialisten aufwenden.
Im US-Steuerstreit habe es im vergangenen Jahr kaum Fortschritte gegeben, sagte Julius-Bär-Chef Boris Collardi auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Wegen der US-Wahlen sei die Angelegenheit versandet.
Mittlerweile sei wieder Bewegung in die Angelegenheit gekommen. Die Höhe einer Busse könne man aber noch nicht einschätzen. „Die Situation jeder Bank ist anders“, sagte Collardi. Es sei schwierig, den Fall der Bank Wegelin als Modell für Rückstellungen zu nehmen.
Rekord bei verwalteten Vermögen
Trotz der Auseinandersetzungen in den USA trugen die Kunden weiterhin viel Geld zur Bank. Netto flossen Julius Bär 2012 Neugelder zu von 9,7 Mrd. Fr. nach 10,2 Mrd. Fr. im Vorjahr. Dies und der Steigflug an den Finanzmärkten hievten die verwalteten Vermögen um 11 Prozent auf 189 Mrd. Franken.
Das sei ein neuer Rekord, sagte Collardi. Dennoch schrumpfte der Betriebsertrag leicht um 1 Prozent auf 1,74 Mrd. Franken.
Während die anderen Geschäfte mehr Gewinn erzielten, brach im Handelsgeschäft der Erfolg um über ein Drittel ein. Die Kunden hätten sich zurückgehalten, weil die Volatilität an den Devisenmärkten im Franken/Euro-Handel geringer geworden sei.
Die gesunkenen Margen und die Abschwächung beim Neugeldzufluss schlugen auf die Laune der Aktionäre. An der leicht schwächeren Schweizer Börse sank der Bär-Titel bis gegen 16 Uhr um 3,2 Prozent.
Das laufende Jahr habe dank der guten Finanzmärkte dagegen vielversprechend begonnen, sagte Collardi: „Die Kunden kehren wieder an die Aktienmärkte zurück.“ Auch im Devisenhandel sei die Volatilität wieder gestiegen. Ob die höhere Handelsbereitschaft der Kunden allerdings bis Ende Jahr anhalten werde, wisse man nicht.
Integration auf Kurs
Gut auf Kurs sei die Integration des internationalen Merrill-Lynch-Vermögensverwaltungsgeschäftes für Reiche ausserhalb der USA (IWM), das Julius Bär von der Bank of America übernommen hatte. Am Freitag hatte Bär den prinzipiellen Abschluss der Akquisition bekanntgegeben.
Dies beinhaltet auch die Übernahme der Genfer Merrill Lynch Bank (Suisse). „Mit den verwalteten Vermögen von 11 Mrd. Fr. der Merrill Lynch (Suisse) steigen unsere verwalteten Vermögen erstmals über 200 Mrd. Franken“, sagte Collardi.
Während in Genf alle 220 Mitarbeiter übernommen worden seien, führe die Akquisition anderswo zu einem heftigen Personalabbau. Mittlerweile seien rund 200 Angestellte gegangen, sagte Bär-Finanzchef Dieter Enkelmann. Insgesamt will Julius Bär von den gemeinsam rund 5700 Arbeitsplätzen 850 bis 1030 streichen. Das sind 15 bis 18 Prozent des gemeinsamen Personalbestands.