Junge Waldkäuze in den Bäumen auf dem Petersplatz

Die städtischen Waldkäuze haben Nachwuchs: Auf dem Petersplatz kann man zurzeit junge Eulen beobachten. Und wer danach noch ein Auge für etwas anderes hat, entdeckt im Botanischen Garten noch viele andere Wildtiere. Ein mancher Hobby-Ornithologe pilgert zurzeit in Richtung Petersplatz, um sich mit Feldstechern und Teleobjektiven auf die Lauer zu legen. Im Botanischen Garten der […]

Flauschige Gesellen gucken auf die Besucher hinab: Die Waldkäuze vom Petersplatz haben Nachwuchs bekommen.

Die städtischen Waldkäuze haben Nachwuchs: Auf dem Petersplatz kann man zurzeit junge Eulen beobachten. Und wer danach noch ein Auge für etwas anderes hat, entdeckt im Botanischen Garten noch viele andere Wildtiere.

Ein mancher Hobby-Ornithologe pilgert zurzeit in Richtung Petersplatz, um sich mit Feldstechern und Teleobjektiven auf die Lauer zu legen. Im Botanischen Garten der Uni Basel bietet sich nämlich zurzeit ein nicht alltäglicher Anblick: Eine Waldkauz-Familie döst dort jeweils tagsüber in den Bäumen vor sich hin. Die flauschigen Jungtiere verdrehen immer wieder neugierig ihre grossen Augen und schlummern bisweilen ziemlich gut sichtbar in den Ästen, der Altvogel nicht weit davon entfernt. 

In den letzten paar Tagen hat sich die Familie wieder etwas zurückgezogen, doch in der Dämmerung hört man die Käuze über dem Petersplatz kreischen. Dann wird den Jungtieren das Jagen beigebracht.

Urbaner Lebensraum

Waldkäuze brüten längst nicht zum ersten Mal mitten in der Stadt. Bruno Erny, Betriebsleiter des Botanischen Gartens, begann schon vor zwanzig Jahren damit, Nistkästen für die Eulen aufzuhängen – einen beim mächtigen Mammutbaum im Botanischen Garten, den anderen bei einer Linde am Petersplatz.

Mit dem Brutplatz wechseln sich die nachtaktiven Jäger immer wieder ab. «Diese Vögel haben den Wald wohl noch nie gesehen», vermutet Erny: «Es sind richtige Stadtkäuze.» Und die scheinen sich in der Umgebung der Uni richtig wohl zu fühlen. Ihre Nahrung – Singvögel, Mäuse und halbwüchsige Ratten – können sie hier zur Genüge erbeuten. Hat es geregnet, finden sie im Rasen zudem Regenwürmer, erzählt Erny. Diese behagliche Umgebung erlaube den urbanen Käuzen auch, etwa drei Wochen früher zu brüten als ihre Artgenossen auf dem Land.



Drei Jungtiere der städtischen Käuze dösen im Botanischen Garten vor sich hin.

Drei Jungtiere der städtischen Käuze dösen im Botanischen Garten vor sich hin. (Bild: Michel Schultheiss)

Auch typisch für urbane Käuze: Sie sind ziemlich zutraulich. Das Treiben auf dem Flohmarkt oder an der Herbstmesse scheint ihnen völlig egal zu sein. Das heisst aber nicht, dass sie gerne von starken Taschenlampen in der Nacht gestört würden. Erny rät deshalb Beobachtern von deren Verwendung ab.

Manchmal werden die Käuze von den Krähen angefeindet. Dann spricht der Ornithologe von «hassen». Das ist, wenn sich Vögel gegen einen Feind zusammenrotten. Auf Eulen und Greifvögel «hassen» Krähen eben noch gerne mal. Gefahr droht den jungen Käuzen im Botanischen Garten aber auch von anderswo: So beobachtete Erny neulich, wie eine Katze ihnen zu nahe kam – worauf der Altvogel im Sturzflug einen Scheinangriff startete. Damit konnte er die Katze rasch in die Flucht schlagen.



Der Altvogel hütet seine flügge gewordenen Schützlinge.

Der Altvogel hütet seine flügge gewordenen Schützlinge.

Wilde Bewohner hat Bruno Erny aber auch noch andere im Botanischen Garten: Bergmolche und Kaulquappen im Weiher, ferner Igel, Wildbienen und Ringeltauben. Das grösste Tier aber ist ein Fuchs, der tagsüber unter den Büschen döst und nachts beim Petersplatz herumstreift, wenn er sich nicht gerade über die Ginkgo-Früchte hermacht. Versuche, ihn zu fangen, schlugen alle fehl. Und da immer wieder Katzen in die aufgestellten Fallen tappten, liess man halt den Fuchs irgendwann in Ruhe.

Und Ruhe finden die Wildtiere offenbar alle in diesem Park. Was eigentlich erstaunlich ist – immerhin ist die Schönbeinstrasse gleich nebenan eine regelrechte Rennstrecke. Das hindert sie aber offensichtlich nicht daran, sich in der kleinen Oase mitten in der Stadt niederzulassen. 

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Gerne erinnern wir an dieser Stelle an unsere Serie «Wildtiere erobern die Stadt», in der wir die häufigsten Exoten vorstellten:

 

 

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