Junglenker haben weder Theorie noch Praxis im Griff

Junglenkerinnen und Junglenker missachten den Rechtsvortritt, schneiden Kurven, halten zu wenig Abstand und sind in der Theorie nicht sattelfest. Zu diesem ernüchternden Schluss kommt eine Umfrage.

Nach der Ausbildung wird das in der Fahrschule gelernte schlecht angewendet (Bild: sda)

Junglenkerinnen und Junglenker missachten den Rechtsvortritt, schneiden Kurven, halten zu wenig Abstand und sind in der Theorie nicht sattelfest. Zu diesem ernüchternden Schluss kommt eine Umfrage.

Der Schweizer Fahrlehrer Verband (SFV) wollte von Menschen aus der Praxis hören, was hinter den Unfallstatistiken von Neulenkern steckt. Er schrieb 20 Weiterbildungszentren in der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin an, von denen sich 17 an der Umfrage beteiligten. Sie alle bilden Autofahrer weiter, die den Führerschein auf Probe haben.

Das Resultat offenbart nun grosse Mängel. „Theorie und Praxis bei Mehrheit ungenügend“, titelt die SFV-Zeitschrift „L-Drive“, welche die Umfrage in ihrer aktuellen Ausgabe publiziert hat.

So gaben Fachleute der Zentren beispielsweise an, dass bis zu 90 Prozent der Kursteilnehmer den Rechtsvortritt missachten. Zudem könnten rund 70 Prozent beim ersten Versuch keine korrekte Notbremsung durchführen.

Auch beim Kurvenfahren glänzen die Führerschein-Neulinge nicht. Ein Grossteil schneidet die Kurven. Einer Rückmeldung zufolge geschieht dies vor allem in Linkskurven häufig, weil der Fahrer eine falsche Blicktechnik anwendet und das Lenkrad nicht korrekt hält.

Zu schnell in die Kurve

Mit dem Tempo geben sich die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer offenbar Mühe. Das heisst: Sie halten sich zwar an die Limiten, fahren aber dennoch nicht mit angepasster Geschwindigkeit. Die Ausbilder haben beobachtet, dass die Junglenker zu schnell auf Kurven und Kreuzungen zufahren, weil sie zu wenig vorausschauen.

„Sieben oder acht von zehn sind unfähig, die Geschwindigkeit anzupassen“, lautet der Kommentar eines Zentrums. Das Problem werde häufig heruntergespielt.

Ein anderer Fachmann schreibt: „Zirka 70 Prozent wissen nicht, dass die signalisierte Höchstgeschwindigkeit nicht immer gefahren werden darf.“ Etwa gleich viele haben auch die Theorie in Bezug auf Rechtsvortritt, Signale und Ampeln nicht im Griff.

Die Liste der Fehlleistungen ist noch viel länger: Von einhändigem Fahren (gegen 90 Prozent) über fehlenden Seitenblick beim Abbiegen bis zu Kreisel-Fahren mit gedrückter Kupplung und ungenügende Abstände auf Autobahnen haben die Kursleiter so ziemlich alles beobachtet, was auf der Strasse verboten ist.

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