Im Viertelfinal zwischen Juventus und Barcelona prallen Fussball-Ideologien aufeinander: Hier solide Defensivarbeit, gepaart mit Effizienz, dort die Kunst des Stürmens.
Die einen haben einen Torhüter als lebende und spielende Klub-Legende, die anderen einen angreifenden vierfachen Weltfussballer. Die einen haben den teuersten Verteidiger der Welt, die anderen ein Sturmtrio mit einem Marktwert von über 300 Millionen Euro. Die einen heissen Juventus Turin, die anderen sind der FC Barcelona.
Vor zwei Jahren standen sich die beiden Klubs im Champions-League-Final gegenüber. Der FC Barcelona war der Favorit und gewann 3:1. Die Turiner Defensive musste gegen die Stürmer und Dränger aus Spanien kapitulieren. Diesmal könnte es anders ausgehen. Juventus Turin ist nicht mehr Aussenseiter. Im Vergleich mit dem in dieser Saison wenig konstanten FC Barcelona sehen nicht wenige den italienischen Meister im Vorteil.
Denn klammheimlich und im Schatten der auf Madrid, München und Barcelona gerichteten Scheinwerfer hat sich Juventus zum statistisch besten Team der diesjährigen Champions League entwickelt. In acht Spielen gewannen die Turiner sechs Mal und verloren nie, bei einem Torverhältnis von 14:2. Sie dominieren die Serie A, aber in gleicher Weise bisher auch die internationalen Spiele. Barcelona dagegen tut sich in dieser Saison so schwer wie seit Jahren nicht mehr. Das Team des scheidenden Trainers Luis Enrique hat auswärts in vier Champions-League-Spielen acht Tore kassiert und in der Meisterschaft nur zwei Drittel seiner Partien gewonnen.
Sollte sich Barcelona erneut und wie in den Achtelfinals gegen Paris St-Germain in eine Situation manövrieren, in der die Angreifer die Aussetzer der Defensive kompensieren müssen, wird es heikel. Denn auf Seiten von Juventus bilden Torhüter Gigi Buffon, Abwehrpatron Leonardo Bonucci und der grobschlächtige Giorgio Chiellini ein (Bermuda-)Dreieck, das schon oft den Untergang der gegnerischen Angriffsflotte bewirkte.
Ob gegen Barcelona rechts von diesem Dreieck Stephan Lichtsteiner verteidigt, ist ungewiss. Der Schweizer scheint im Duell mit Dani Alves im Nachteil. In die Stammformation rücken könnte Lichtsteiner, wenn Trainer Max Allegri eine allgemein defensive Taktik wählt und statt dem Kolumbier Cuadrado den Aussenverteidiger Alves auf dem rechten Flügel bringt.
Vielschichtige Probleme
Im zweiten Viertelfinal-Hinspiel vom Dienstag steht Torhüter Roman Bürki, ein weiterer Schweizer Internationaler, mit Borussia Dortmund gegen Monaco vor einer schwierigen Aufgabe. Den BVB plagen gerade vielschichtige Probleme. Da ist die Masken-Affäre um Topskorer Pierre-Emerick Aubameyang, bei der es um mehr geht als bloss um die Verstimmung zwischen den Werbepartnern Puma (Dortmund) und Nike (Aubameyang). Denn auch wenn der Dortmunder Geschäftsführer Han-Joachim Watzke gebetsmühlenartig das Gegenteil behauptet, ist offensichtlich, dass der Stürmer aus Afrika seinen Abgang im Sommer provozieren will.
Ausserdem hat der BVB auch sportliche Sorgen. Das 1:4 vom Samstag im Spitzenspiel gegen Bayern München offenbarte wenige Tage vor einem Champions-League-Viertelfinals einige Schwächen zu viel. Trainer Thomas Tuchel jedenfalls wirkte auch schon selbstbewusster als im Moment, in dem er zugab: «Mir ist noch nicht klar, wie wir das alles hinbekommen sollen.»