Juventus Turin und der FC Barcelona kämpfen heute im Berliner Olympiastadion um die Krone Europas. Der Sieger des Champions-League-Finals holt als achtes Team der Geschichte das Triple.
Zwölf Jahre nach der Final-Niederlage im Penaltyschiessen gegen Milan und neun Jahre nach dem Manipulationsskandal sowie dem daraus resultierenden Zwangsabstieg in die Serie B bietet sich Juventus Turin wieder die Chance, den wichtigsten Klubwettbewerb der Welt zu gewinnen. Gleich in der ersten Saison unter Trainer Massimiliano Allegri startete Juventus Turin in der Champions League durch – nach zuvor nur einer Viertelfinal-Qualifikation in acht Saisons.
Die Turiner kassierten in der Königsklasse in zwölf Partien nur sieben Gegentreffer, sind seit neun Spielen ungeschlagen und schalteten in den Halbfinals Titelverteidiger Real Madrid aus. Nach dem vierten Meistertitel in Folge und dem Cupsieg gegen Lazio Rom könnte der italienische Rekordmeister morgen Samstag erstmals in der 118-jährigen Vereinsgeschichte das Triple gewinnen.
«Die ganze Stadt sehnt sich nach diesem Pokal – alle wollen diesen Titel, restlos alle», sagt Verteidiger Stephan Lichtsteiner. Für den 31-Jährigen aus Adligenswil im Kanton Luzern wäre es die Krönung seiner Karriere, die ihn von den Grasshoppers via Lille und Lazio Rom 2011 nach Turin geführt hat. «Für einen Schweizer gibt es meiner Meinung nach nichts Wichtigeres und Grösseres zu gewinnen. Die Grand Slams im Tennis sind vom Stellenwert her vergleichbar.»
Lichtsteiner spielte in allen zwölf Spielen der laufenden Kampagne von Beginn an und wurde nur in zwei Partien kurz vor Schuss ausgewechselt. Er wäre der erste Schweizer seit Stéphane Chapuisat, der als Stammspieler den Titel in der Königsklasse holt. Neben Chapuisat gewannen auch Ciriaco Sforza (2001/Bayern München) und Xherdan Shaqiri (2013/Bayern München) die Champions League.
Auf dem Weg zum dritten Titel im wichtigsten Klubwettbewerb nach 1985 und der Katastrophe im Heysel-Stadion in Brüssel (gegen Liverpool) sowie 1996 (gegen Ajax Amsterdam) stellt sich Juventus am Samstag in Berlin die grösstmögliche Herausforderung. Der FC Barcelona gilt derzeit als beste Mannschaft der Welt und schaltete in der K.o.-Phase mit Manchester City, Paris St-Germain und Bayern München die Meister aus England, Frankreich und Deutschland von 2014 aus. Wie Juventus bietet sich auch den Katalanen die Chance auf den Gewinn des Triple, womit Trainer Luis Enrique bereits in seiner ersten Saison als Barça-Trainer aus dem Schatten von Pep Guardiola treten könnte, der mit Barcelona 2009 ebenfalls auf Anhieb Meisterschaft, Cup und Champions League gewann.
Das Herzstück der Katalanen ist die Offensive mit Lionel Messi, Neymar und Luis Suarez. Das geniale Trio schoss in dieser Saison 120 Tore, in der Champions League erzielten die drei Südamerikaner 25 der 28 Treffer Barcelonas. Vor allem Lionel Messi zeigte sich zuletzt in herausragender Form. Sein Solo vom letzten Samstag, als er im Cupfinal gegen Athletic Bilbao nach einem Dribbling über das halbe Feld das 1:0 erzielte, ging um die Welt.
«Messi ist ein Ausserirdischer, der mit Menschen spielt», so Juventus‘ Goalie Gianluigi Buffon, der in seiner Karriere noch nie gegen den Argentinier gespielt hat und dem der Titel in der Champions League im eindrücklichen Palmares noch fehlt. Trifft Messi auch gegen die Juve, wäre er der erste Spieler, der in drei Champions-League-Finals ein Tor erzielt hat. Bei Barcelonas letzten beiden (von insgesamt vier) Champions-League-Siegen 2009 (2:0) und 2011 (3:1) traf der vierfache Weltfussballer des Jahres je einmal.
Für Lichtsteiner, der es am Samstag auf der rechten Seite in erster Linie mit dem Brasilianer Neymar zu tun bekommen dürfte, machen aber nicht nur Messi, Neymar und Suarez die Klasse von Barcelona aus: «Die Spielkunst nur auf das geniale Trio zu reduzieren, wäre den übrigen Stars gegenüber unfair. Es wimmelt von ehemaligen Champions-League-Siegern und Weltmeistern.»
Zu den hochdekorierten Stars wie Gerard Piqué, Sergio Busquets und Andrés Iniesta gesellt sich auch Ivan Rakitic. Der in Möhlin aufgewachsene und beim FC Basel ausgebildete kroatische Internationale hatte im vergangenen Jahr als Captain mit dem FC Sevilla den Europa-League-Final gewonnen. «Dieser Final ist nun aber nochmals etwas anderes», so der 27-jährige Mittelfeldspieler.