Es ist eine der grössten Übernahmen in der Medienbranche seit Jahren: Liberty Global, der Mutterkonzern von UBC Cablecom Schweiz, schluckt für knapp 16 Milliarden Dollar den zweitgrössten britischen Kabelfernsehanbieter Virgin Media.
Mit den Schulden von Virgin, die der Konzern schultern muss, ist der Deal sogar mehr als 23 Milliarden Dollar schwer, wie beide Unternehmen mitteilten.
Liberty-Lenker und Milliardär John Malone, der in der Branche wegen seiner rabiaten Geschäftstaktiken auch Kabel-Cowboy genannt wird, wagt sich damit auf einen hart umkämpften Markt, auf dem sein alter Erzrivale Rupert Murdoch schon lange im Geschäft ist. Der australische Medienmogul hält dort 40 Prozent am Pay-TV-Primus BSkyB.
In der Schweiz ist der Kabelriese Liberty Global bereits fest verankert. Hierzulande kontrolliert Malone den Kabelfernsehanbieter UPC Cablecom. 2005 hatte der US-Konzern das Schweizer Unternehmen für rund 2,8 Milliarden Franken übernommen.
Intimfeind von Rupert Murdoch
Liberty zahlt für Virgin Media 47,02 Dollar je Titel. Auf Basis des Schlusskurses vor Bekanntwerden der Übernahmeavancen am Montag ist das ein Aufschlag von 24 Prozent. Erst am Dienstagmorgen hatte Virgin Media Übernahmegespräche eingeräumt. Daraufhin waren an der Londoner Börse die Aktien des Unternehmens um 16 Prozent in die Höhe geschossen. Am Abend war der Deal dann in trockenen Tüchern.
Virgin Media zählt 4,9 Millionen TV-Kunden – der Murdoch-Sender BSkyB hat 10,7 Millionen Abonnenten. Die Expansion von Liberty Global nach Grossbritannien wird den 81-Jährigen Murdoch kaum freuen: Er ist dem Konzern und seinem Lenker John Malone in inniger Abneigung verbunden, seitdem sich die beiden Männer vor einem Jahrzehnt einen offenen Schlagabtausch um die Kontrolle des US-Bezahlsenders DirecTV lieferten.
Kabelkonzern mit 20 Millionen Kunden
Liberty Global sitzt in Englewood im Bundesstaat Colorado und ist ein internationaler Kabelkonzern mit 20 Millionen Kunden in 13 Ländern und grossem Übernahmeappetit. Ähnlich wie ein Finanzinvestor finanziert auch Liberty Käufe häufig über Kredite, die dem gekauften Unternehmen aufgeladen werden.
Virgin Media ging 2006 aus der Fusion von Telewest, NTL und dem Mobilfunker Virgin Mobile hervor. Der Publicity-affine Milliardär Richard Branson, der sein Firmenimperium auf den Namen Virgin getauft hat, lieh dem Kabelunternehmen die Markenrechte, hält aber nur einen kleinen Anteil.
Nach der Fusion folgte eine lange Phase des Umbaus und grosser Verluste, in der Virgin für viel Geld sein Netz ausbaute. Trotz der Investitionen deckt Virgin erst die Hälfte von Grossbritannien ab. Erstmals schwarze Zahlen schrieb die Firma 2011.
Virgin hat Fernsehen, Internet- und Telefonanschlüsse im Angebot und konkurriert etwa mit BT. Die grössten Anteilseigner sind die Beteiligungsfirmen Capital World Investors mit 14,6 Prozent und Capital Research Global Investors mit 10,9 Prozent.
Credit Suisse berät Liberty
Liberty nimmt es mit dem Engagement in Grossbritannien ernst und will nach Abschluss des Deals auf die Insel umziehen. Durch gemeinsamen Einkauf von Rechten und Geräten soll die Fusion Einsparungen von 180 Millionen Dollar erzielen. Beraten wurde Liberty unter anderem auch von Credit Suisse, während Goldman Sachs und JP Morgan Virgin Media zur Seite standen.
Im Abschlussquartal steigerte Liberty Global das operative Ergebnis um fast ein Viertel auf rund 500 Millionen Dollar, wie aus vorläufigen Zahlen hervorgeht, die der Konzern am Mittwoch vorlegte. Der Umsatz lag im vierten Quartal demnach bei 10,31 Milliarden Dollar.