Die Konkurrenz auf dem Fernsehmarkt wird härter. Die Schweizer Kabelnetzbetreiber, die im Verband Swisscable zusammengeschlossen sind, haben innert Jahresfrist fast 100’000 TV-Kunden verloren.
Insgesamt zählen die Kabelnetzbetreiber Ende Juni noch 2,579 Millionen TV-Nutzer, wie Swisscable am Mittwoch bekannt gab. Das sind 3,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Viele Kabelnetzkunden würden zur Swisscom wechseln, weil diese das bessere Sportangebot habe, schreibt Swisscable-Geschäftsführer Simon Osterwalder. Das wisse man aus dem Kontakt mit Mitgliedern des Verbandes.
Die Swisscom bietet auf ihrem Swisscom-TV beispielsweise die Übertragung sämtlicher Schweizer Eishockey- und Fussballspiele der höchsten Liga an. Auch die Fussball-Bundesliga und die italienische Spitzenliga wird komplett live übertragen.
Die Konkurrenz wie der Kabelnetzanbieter UPC Cablecom oder Sunrise schauen dabei in die Röhre. Auf ihren Netzen sind jeweils nur wenige Eishockey- und Fussballspiele live zu sehen und dies erst noch zu höheren Preisen für die Kunden als bei Swisscom-TV. Deshalb hatten Kabelnetzbetreiber bei der Wettbewerbskommission (Weko) geklagt.
Das Sekretariat der Weko hat im Juli befunden, dass die Swisscom marktbeherrschend sei bei der Übertragung von Schweizer Fussball- und Eishockeyspielen und sich beim Vermarkten von Sportinhalten übers Bezahlfernsehen (Pay-TV) unzulässig verhalten habe. Die Swisscom solle deshalb eine Riesenbusse von 143 Mio. Fr. bezahlen, befand das Weko-Sekretariat in einem Verfügungsentwurf.
Vorwürfe zurückgewiesen
Swisscom-Chef Urs Schaeppi wies die Vorwürfe am Mittwoch in einer Telefonkonferenz erneut zurück: «Wir sehen den Sachverhalt total anders.» Die Swisscom werde jetzt zum Verfügungsentwurf Stellung nehmen.
Danach wird die Weko eine Verfügung erarbeiten. Erst dann werde die Swisscom entscheiden, ob sie eine Rückstellung für die allfällige Busse bilde oder nicht, sagte Schaeppi. Jetzt sei es dafür noch zu früh.
Die Kabelnetzbetreiber werfen der Swisscom derweil den Missbrauch ihrer dominanten Stellung bei den Sportrechten vor. Obwohl es noch Jahre dauern könne, bis eine entsprechende Verfügung der Weko umgesetzt sei, blickt Swisscable-Geschäftsführer Osterwalder gelassen in die Zukunft. «Mit dem Verdikt des Weko-Sekretariats sind nun alle Beteiligten – auch die Vertreter der Ligen und Sportvermarkter – sensibilisiert. Zudem ist das Thema auch in der Politik angekommen. Damit steigt die Chance, dass der Missstand bei den Sportrechten endlich beseitigt wird», erklärte Osterwalder.