In Afghanistan sehen sich Frauenrechtlerinnen laut einem Bericht von Amnesty International zunehmend Angriffen und Gewalttaten ausgesetzt. Die Regierung vernachlässige den Schutz von Aktivistinnen und Politikerinnen.
Auch Journalistinnen seien gefährdet. Die Staatengemeinschaft setze sich nicht ausreichend für sie ein, kritisierte Amnesty in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht «Their Lives On The Line» (Ihre Leben in Gefahr).
Zwar seien die Taliban und andere islamistische Rebellengruppen die grösste Bedrohung, doch würden auch örtliche Kriegsherren und Regierungsvertreter Übergriffe auf Frauen begehen.
«Menschenrechtlerinnen aus allen Lebensbereichen haben in den vergangenen 14 Jahren mutig einige bedeutende Verbesserungen erkämpft – viele haben dies selbst mit ihrem Leben bezahlt», erklärte der Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty.
«Es ist empörend, dass die afghanischen Behörden sie allein lassen, obwohl ihre Situation gefährlicher ist denn je.» Afghanistans Präsident Aschraf Ghani versicherte nach Veröffentlichung des Berichts, seine Regierung sei dem Schutz der Frauenrechte verpflichtet. Amnesty hatte für den Bericht 50 Aktivistinnen und ihre Angehörige befragt.
Seit dem Sturz der radikalislamischen Taliban 2001 hatte es in Afghanistan deutliche Fortschritte bei der Lage der Frauen gegeben. So gehen heute Millionen Mädchen zur Schulen und die Zahl der Frauen in Politik und öffentlichem Dienst ist deutlich gestiegen.
Doch nach dem Abzug der internationalen Truppe Ende 2014 sehen viele diese Fortschritte bedroht. Es sei ein entscheidender Moment für Afghanistan, warnte Shetty.