Während die Friedensinitiative für die Ostukraine zu scheitern drohte, hat der russische Präsident Wladimir Putin Ungarn besucht. Die Gastgeber empfingen ihn am Dienstag mit grossem Pomp und enormen Sicherheitsvorkehrungen.
Im Zentrum der Gespräche Putins mit dem rechtskonservativen ungarischen Regierungschef Viktor Orban standen Energiefragen. An einer gemeinsamen Pressekonferenz ging es jedoch vor allem um den Ukraine-Konflikt. Es gebe «keine militärische Lösung», betonte der Kreml-Chef, nachdem die von Russland aus unterstützten Separatisten gerade den ostukrainischen Ort Debalzewo fast vollständig erobert hatten.
Putin war bestrebt, die Bedeutung der weitgehenden Einnahme der Kleinstadt herunterzuspielen. «Es gab dort einige Zusammenstösse», sagte er. Bereits vor Inkrafttreten der Waffenruhe, die in der Vorwoche mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten François Hollande ausgehandelt worden war, seien in Debalzewo ukrainische Truppen eingekesselt gewesen.
Fünf Abkommen unterzeichnet
Orban betonte die gute wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland. «Die (EU-)Sanktionen gegen Russland sind schädlich, aber ich respektiere sie», sagte er.
Ungarische und russische Regierungsvertreter unterzeichneten fünf bilaterale Abkommen. Ein neuer Gasliefervertrag war allerdings nicht darunter. Vielmehr werde der gegenwärtige, in diesem Jahr auslaufende Vertrag praktisch verlängert, erklärten Orban und Putin.
Putin traf mit einer mehr als 100-köpfigen Delegation in Budapest ein. Ihr gehörten unter anderem Aussenminister Sergej Lawrow, Energieminister Alexander Nowak, Gazprom-Chef Alexej Miller und Rosatom-Chef Sergej Kirijenko an.
Beide Seiten vereinbarten unter anderem die Ausbildung ungarischer AKW-Techniker in Russland. Rosatom wird in den nächsten Jahren im ungarischen AKW Paks zwei neue Reaktorblöcke bauen. Dafür gibt Russland Ungarn einen Kredit über zehn Milliarden Euro.
Eng an Moskau angelehnt
Gastgeber Orban, der seit 2010 regiert, hatte sich trotz EU- und NATO-Mitgliedschaft seines Landes eng an Moskau angelehnt. Kritiker werfen Orban einen ähnlich autoritären Umgang mit kritischen Medien und Zivilorganisationen vor, wie er in Putins Russland üblich ist.
Ungarn ist bei der Energieversorgung stark von russischen Erdgaslieferungen abhängig. Der gegenwärtige Liefervertrag mit der russischen Gazprom läuft dieses Jahr aus. Beide Seiten einigten sich aber darauf, dass Ungarn noch auf Liefermengen aus diesem Vertrag zurückgreifen kann, die es noch nicht in Anspruch genommen hat.
Kritik von der Opposition
Die Opposition kritisierte den Besuch Putins. «Die Unabhängigkeit Ungarns ist keine Frage der Haushaltsenergiekosten», erklärte der Energiesprecher der Sozialistischen Partei (MSZP), Bertalan Toth. Rund 2000 Demonstranten hatten bereits am Montagabend in Budapest gegen Putins Besuch demonstriert.