Käse aus Heumilch soll die Schweiz erobern

Was in Österreich ein Renner ist, soll es künftig auch in der Schweiz geben: Käse aus Heumilch. Produziert von Kühen, die Heu und Gras, aber keine vergorene Silage fressen. So soll die Milch besser vermarktet werden und der Käse beim Konsumenten besser ankommen.

Wird aus Milch von Kühen hergestellt, die keine Silage fressen: Rohmilchkäse wie Emmentaler, Gruyère oder Sbrinz. (Archivbild) (Bild: sda)

Was in Österreich ein Renner ist, soll es künftig auch in der Schweiz geben: Käse aus Heumilch. Produziert von Kühen, die Heu und Gras, aber keine vergorene Silage fressen. So soll die Milch besser vermarktet werden und der Käse beim Konsumenten besser ankommen.

«Silofreie Milch» – ein Ausdruck, den wohl die meisten Konsumenten nicht verstehen. Die Rede ist von Milch von Kühen, die Gras, Heu und Kraftfutter fressen, nicht aber Silage. Denn siliertes Futter wie Gras- oder Maissilage wird durch Milchsäuregärung konserviert. Milch von Kühen, die damit gefüttert werden, ist für Rohmilchkäse nicht geeignet, da sie zu Fehlgärungen führen kann.

Besser verständlich ist der Ausdruck Heumilch, der seit geraumer Zeit in Österreich und mittlerweile auch in Deutschland ein Erfolgsrezept ist. Gemäss österreichischen Fachmedien stieg der Umsatz der Arbeitsgemeinschaft Heumilch im vergangenen Jahr um 9 Prozent – 2014 wurden demnach über 430 Millionen Kilogramm Heumilch-Produkte vermarktet.

Zentralschweizer docken in Österreich an

Dieser Erfolg ruft nun auch die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) auf den Plan. Dies ist ihrem aktuellen Newsletter zu entnehmen, über den am Mittwoch der «Schweizer Bauer» berichtet hat. Die Zentralschweizer haben daher Kontakt aufgenommen zur österreichischen Arbeitsgemeinschaft und zur Organisation Heumilch Thurgau.

Nach intensiven Gesprächen zeichne sich nun «eine Lösung für eine enge Zusammenarbeit» mit diesen beiden Organisationen ab, heisst es im Newsletter. Konkret könnte in der Schweiz eine Sektion der österreichischen Arbeitsgemeinschaft entstehen, wie ZMP-Geschäftsführer Pirmin Furrer auf Anfrage der sda sagte.

Allerdings müssen die Österreicher einer neuen Sektion zuerst zustimmen. Laut Furrer soll der Entscheid dazu im Herbst fallen. Gibt es grünes Licht, stehen die nächsten Hürden an: Dann müssen Produzenten und Käser für die Heumilch gefunden werden, und nicht zuletzt braucht es einen Markt dafür. Zur Produktionsmenge, die der ZMP ins Auge fasst, gab sich Geschäftsführer Furrer bedeckt.

Fast 20 Rappen Unterschied

Hintergrund der Offensive für Heumilch ist ein Vermarktungsproblem: Da die Produktion von Emmentaler und Sbrinz AOP beschränkt ist, um die Menge zu steuern und Überproduktion zu verhindern, ist zu viel silofreie Milch auf dem Markt. So wird diese hochwertige Milch zu einem tieferen Preis als Industriemilch vermarktet und zu Trinkmilch, Joghurt oder Butter verarbeitet.

Das schlägt sich auch deutlich im Portemonnaie der Bauern nieder: Gemäss Bundesamt für Landwirtschaft lag der Preis für ein Kilogramm Käsereimilch Anfang Jahr bei knapp 73 Rappen, jener für Industriemilch hingegen nur bei gut 56 Rappen.

Nächster Artikel