Kaffeekanne – mehr als nur Kaffee

Sie wirkt unscheinbar. Es geht zumeist ruhig zu und her. Und Berührungsängste zwischen Einheimischen und Zugewanderten gibt es hier nicht. Die «Kaffeekanne» an der Ecke Colmarerstrasse/Hegenheimerstrasse. Seit rund dreissig Jahren ist die Pächterfamilie hier «zuhause». Der eine in Holland aufgewachsen und in Sachen Gastronomie ausgebildet, der andere gelernter Schuhmacher und als Quereinsteiger in der Gastronomie […]

Eine ruhige Oase

Sie wirkt unscheinbar. Es geht zumeist ruhig zu und her. Und Berührungsängste zwischen Einheimischen und Zugewanderten gibt es hier nicht. Die «Kaffeekanne» an der Ecke Colmarerstrasse/Hegenheimerstrasse. Seit rund dreissig Jahren ist die Pächterfamilie hier «zuhause».

Der eine in Holland aufgewachsen und in Sachen Gastronomie ausgebildet, der andere gelernter Schuhmacher und als Quereinsteiger in der Gastronomie angekommen: das sind die Protagonisten, welche in der «Kaffeekanne» das Zepter führen. Beide sind sie türkischstämmig. Doch ihr Werdegang könnte unterschiedlicher nicht sein.

Ein Gastronom und ein Schuhmacher

Da ist zum einen der mit einer Schweizerin verheiratete 37 jährige Mahir Tan. Als er nach Holland kam, wahr er gerade mal ein Jahr alt. Hört man ihm zu, so ist auch unüberhörbar, dass sein Akzent nicht dem Balkan zuzuordnen ist. Mit einem Schmunzeln im Gesicht sagt er im Gespräch mit der Tageswoche denn auch, dass die Sprache in seinen Träumen holländisch sei. Seine berufliche Präferenz war schon früh die Gastronomie. Das entsprechende Rüstzeug holte er sich denn auch bereits in den Niederlanden.

Ganz anders sein Schwager Fikret Yilmazcan. Der 34 Jahre alte Mann wanderte vor 11 Jahren aus der Türkei in die Schweiz ein. Hier verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Schuhmacher. Als die Arbeit in diesem traditionellen Gewerbe nicht mehr ausreichte um seine Existenz zu sichern, verlegte auch er sich als Quereinsteiger in die Gastronomie. Zusammen führen die beiden das Restaurant. Mahir Tan seit nunmehr 13 Jahren. Er hatte es damals von seinem Vater übernommen.

Nun ist die «Kaffeekanne» vielleicht nicht gerade eine Goldgrube. Dazu liegt sie zu sehr an der Peripherie der Stadt. Aber die Wirtsleute sind mit dem Geschäftsgang durchaus zufrieden. Wenn das Lokal um acht Uhr morgens öffnet, kommen jene Kundinnen und Kunden, denen die Quartierbeiz durchaus ihren Namen verdanken könnte: Kaffee und Gipfeli, was der Mensch halt so konsumiert, wenn er sich denn einmal aus den eigenen vier Wänden bewegt hat.

Auch kulinarisch weltoffen

Womit die Brücke geschlagen wäre zum kulinarischen Angebot. Dieses bewegt sich im internationalen Bereich. Der Blick auf die in der grosszügigen Gartenwirtschaft aufgestellte Tafel verrät dem Schreibenden während dieses Gesprächs, dass an diesem Tag mexikanisch angesagt ist. Mahir Tan erwähnt aber speziell die Lammgerichte, die er im Angebot hat.

Berührungsängste zwischen den verschiedenen hier verkehrenden Nationen gibt es praktisch nicht. Da kommt es auch oft zu einer Durchmischung unter den verschiedenen Gästen. Der Gästeraum der «Kanne», wie das Lokal im Quartier liebevoll genannt wird, ist eher dunkel gehalten. Die bunten Tischtücher sorgen aber für freundliche Farbtupfer. Links des Eingangs hängt der riesige Flachbild-Fernseher an der Wand. Wenn dieser eingeschaltet ist, dann flimmern meist Sportereignisse in die gute Stube; selbstverständlich auch jeder FCB-Match.

Die unendliche «Fümoar-Geschichte»

Seit kurzem fallen auch hier – wie in so vielen Restaurants in der Stadt – die Tischkärtchen mit dem grossen weissen «F» im roten Kreis auf, mit welchen sich die «Fümoar-Gastronomen» bei ihrer Kundschaft für die geltenden Einschränkungen für Raucherinnen und Raucher entschuldigen. Die sattsam bekannte Rauchergeschichte ist auch hier präsent. Die «Kaffeekanne»-Wirte sind Mitglied des Vereins «Fümoar». Auf die Frage, wie Mahir und Fikret die Situation mit dem Rauchverbot einschätzen, atmet Mahir erst tief ein, um die Luft dann zischend wieder abzulassen. Man wird in eben diesem Vorgarten für die Wintermonate ein beheiztes Zelt aufstellen. «Man muss etwas machen», seufzt Mahir. Ohne diese Massnahme sieht er die Zukunft seiner Wirtschaft alles andere denn rosig. Und er setzt grosse Hoffnung in die Initiative für ein Rauchverbot nach eidgenössischem Muster, für welche – gemäss seiner Aussage sehr erfolgreich – Unterschriften gesammelt werden.

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