Kaffeereise-Bericht: Ein Messer für Nicaragua

10.000 Kilometer süd-westlich: Mefalia ist meine Gastmutter und betreibt in den Bergen Nicaraguas ein sehr beliebtes Kaffeehaus und ein erstklassiges Restaurant mit ordentlichen Besucherzahlen – ihre Küche. Die ist rund um die Uhr geöffnet für die Familie, Freunde, Nachbarn und deren Kinder. Postsendung an: Mefalia Villarreyna, Kaffeefarm in Miraflor bei Esteli. Absender Gerbergasse 30 in […]

10.000 Kilometer süd-westlich: Mefalia ist meine Gastmutter und betreibt in den Bergen Nicaraguas ein sehr beliebtes Kaffeehaus und ein erstklassiges Restaurant mit ordentlichen Besucherzahlen – ihre Küche. Die ist rund um die Uhr geöffnet für die Familie, Freunde, Nachbarn und deren Kinder.

Postsendung an: Mefalia Villarreyna, Kaffeefarm in Miraflor bei Esteli. Absender Gerbergasse 30 in Basel. Darin ein Schweizer Messer.

10.000 Kilometer süd-westlich: Mefalia ist meine Gastmutter und betreibt in den Bergen Nicaraguas ein sehr beliebtes Kaffeehaus und ein erstklassiges Restaurant mit ordentlichen Besucherzahlen – ihre Küche. Die ist rund um die Uhr geöffnet für die Familie, Freunde, Nachbarn und deren Kinder.

„Poco loco!“ ruft die kleine Nachbarstochter und lacht herzlich aus dem Bauch heraus. Sie macht die ersten Sprechversuche und freut sich mit „verrückt“ auf besonders viel Begeisterung bei uns zu treffen. Ihre Mutter Lorena ist Kaffeepflückerin und das Mädchen ist noch zu klein, um die Mutter den langen Tag über begleiten zu können. Mefalia holt ein Tellerchen hervor und gibt dem Kind Reis mit roten Bohnen, Gemüse und Tortillas. Tortillas, die gehören zu jeder Mahlzeit!

Heute möchte ich nicaraguanisch kochen lernen, und sehe mich um: Durch die schmalen Ritzen der Bretterwände scheint etwas Licht in die lehmgestampfte Küche. Im Herd brennt Feuer, ein paar gehobelte Holzbohlen dienen als Arbeitsplatte und Regal. Kein Kühlschrank, keine Spüle. Hier finde ich ein Tütchen Salz und das dort scheint Öl zu sein, dann eine Schüssel mit unbekannten Wurzeln und Kürbissen. Die Eier wenigstens sehen nach europäischem Standard aus. Ich bekomme zwei stumpfe Messer zur Auswahl, mit dem Auftrag das Gemüse zu schälen, und mich nicht zu schneiden.

Ein kleines Kindervelo hält vor der Küchentüre. Freyder schnürt drei Wasserkanister ab, die er eben am Dorfbrunnen gefüllt hat. Danach läuft er in den Wald und sammelt Zweige für das Herdfeuer.

Ich habe den gequetschten Mais zu schönen Fladen geformt und lege ihn zum ausbacken auf ein altes Blech. Mefalia steht neben mir und deutet, dass der Ofen sehr heiß ist. „Caliente, caliente!“ Die Tortillas gelingen, jetzt kommt auch ihr Mann Marvin herein und beide loben: „Que Buena cocinera de suiza!“

Am Abend vor meiner Abreise in die Schweiz sitze ich im Restaurante eines teuren Hotels in Managua, winke den Kellner herbei und lasse den vollen Teller Cannelloni mit den Worten „no caliente“ zurückgehen. In Gedanken sehe ich Mefalias gedeckte Tafel mit Kartoffeln, Reis, Bohnen, Gemüse, Bananen und Eiern in immer wieder neuen köstlichen Variationen.

“Mefalia Villarreyna, que buena cocinera de Nicaragua!”

Pola Rapatt

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