Kahlschlag bei Europas Banken im Jahr 2013 – 80’000 Jobs abgebaut

Europas grösste Banken haben im vergangenen Jahr 80’000 Arbeitsplätze gestrichen – und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Das Niveau vor der weltweiten Finanzkrise wird nach Einschätzung von Experten vermutlich nicht mehr erreicht. Schärfere Regulierungen machen viele Bankgeschäfte weniger profitabel.

Schweizer Finanzbranche im Umbruch: UBS und CS bauten massiv Stellen ab. (Bild: sda)

Europas grösste Banken haben im vergangenen Jahr 80’000 Arbeitsplätze gestrichen – und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Das Niveau vor der weltweiten Finanzkrise wird nach Einschätzung von Experten vermutlich nicht mehr erreicht. Schärfere Regulierungen machen viele Bankgeschäfte weniger profitabel.

2013 haben die 30 grössten europäischen Kreditinstitute weitere 3,5 Prozent ihrer Stellen – rund 80’000 Jobs – abgebaut. Das geht aus Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters hervor, die auf Auswertungen der Geschäftsberichte basieren.

Nicht nur staatliche Eingriffe machen den Geldinstituten zu Schaffen: Es werden immer weniger Filialen benötigt, weil sich die Gewohnheiten der Kunden ändern und immer mehr Menschen die Internet-Angebote wahrnehmen. Nur in einigen Spezialgebieten gebe es wieder Einstellungen, insgesamt bleibe die Lage 2014 aber flau, sagt Antoine Morgaut, Europa-Chef des Personalberaters Robert Walters.

Auslagerungen und Verkäufe

Die Kürzungen gehen aber nicht nur auf Entlassungen, sondern auch auf den Verkauf vieler Töchter zurück. In Ländern wie Spanien haben auch diese Massnahmen dazu beigetragen, dass die Arbeitslosenquote auf 26 Prozent gestiegen ist. Die Belegschaft der spanischen Bankia wurde vergangenes Jahr um 23 Prozent zurückgefahren. Das Institut ist durch die geplatzte Immobilienpreisblase im Land in Schieflage geraten.

Bei der italienischen UniCredit wurden – in absoluten Zahlen – am meisten Stellen gestrichen, nämlich 8490. Ein Teil davon gehe allerdings auf die Auslagerung von IT-Funktionen in ein Gemeinschaftsunternehmen zurück, heisst es im Jahresabschluss. Die belgische KBC nannte Verkäufe als Hauptgrund für den Abbau von 7938 Jobs, 22 Prozent der gesamten Belegschaft.

CS und UBS bauten rund 3800 Stellen ab

Auch die Schweizer Grossbanken UBS und CS bauten 2013 weltweit erneut massiv Stellen ab. Laut den Geschäftsberichten 2013 ging die Zahl der Mitarbeitenden im vergangenen Jahr bei der UBS um 2423 auf 60’205 und bei der CS um 1400 auf 46’000 zurück.

Seit dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise haben die Banken zahlreiche Aktivitäten zurückgefahren, um Kosten zu senken und Risiken zu reduzieren. Insgesamt sind mehrere Hunderttausend Jobs weggefallen.

Weiterer Abbau befürchtet

Das Tempo der Stellenstreichungen hat sich 2013 in etwa halbiert. Viele Banken sind mit ihren Umbaumassnahmen weitgehend durch. Der bevorstehende Stresstest der europäischen Grossbanken durch die Europäische Zentralbank (EZB) könnte jedoch weitere Restrukturierungen nötig machen, weil Kapital fehlt.

Vergangenes Jahr stellten per Saldo von der erfassten Instituten nur drei Grossbanken Personal ein – die Deutsche Bank, die britische Barclays und die schwedische Handelsbanken. Zusammen waren es aber nicht einmal 770 Jobs. Zusätzliche Spezialisten werden unter anderem im Kampf gegen Geldwäscherei, bei der Cyber-Sicherheit und in der Risikokontrolle benötigt.

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