Kambodscha gedenkt der Opfer der Roten Khmer

Kambodscha hat an die Machtübernahme der Roten Khmer unter Pol Pot vor 40 Jahren erinnert. In der Gedenkstätte Choeung Ek nahe der Hauptstadt Phnom Penh versammelten sich mehrere hundert Menschen, darunter buddhistische Mönche und Überlebende.

Eine Frau bricht in Choeung Ek in Tränen aus (Bild: sda)

Kambodscha hat an die Machtübernahme der Roten Khmer unter Pol Pot vor 40 Jahren erinnert. In der Gedenkstätte Choeung Ek nahe der Hauptstadt Phnom Penh versammelten sich mehrere hundert Menschen, darunter buddhistische Mönche und Überlebende.

Sie gedachten am Freitag gemeinsam der zahlreichen Opfer der bis 1979 andauernden Gewaltherrschaft. Die Menschen zündeten im ehemaligen Hinrichtungslager Choeung Ek Räucherstäbchen an und beteten. In dem Lager waren Zehntausende Menschen erschlagen worden. Ein Mahnmal mit Hunderten Totenschädeln erinnert daran.

Während die Opposition eine vollständige Aufklärung der Verbrechen forderte, blieb die Regierung der Gedenkfeier fern. Es müsse allen Opfern Gerechtigkeit widerfahren, verlangte Oppositionsführer Sam Rainsy in einer Rede vor Parteianhängern. «Wenn wir nichts Schlimmes getan haben, müssen wir keine Angst davor haben, dass die Wahrheit ans Licht kommt.»

Später schloss er sich den Trauernden in der Gedenkstätte Choeung Ek an. Dort war ein Jahr nach dem Fall der Roten Khmer 1979 ein Massengrab mit den Leichen von rund 9000 Menschen entdeckt worden.

«Vor vierzig Jahren hat Pol Pot Kambodscha in eine Hölle verwandelt», sagte die 67-jährige Huot Huorn, die während der Herrschaft der Roten Khmer 36 Angehörige verlor. «Ich hasse das Regime noch immer.»

Die kommunistische Guerillaarmee hatte am 17. April 1975 den republikanischen Präsidenten Lon Nol gestürzt und damit den blutigen Bürgerkrieg beendet. Kambodscha war damals wie das Nachbarland Vietnam Nebenschauplatz des Kalten Krieges. Kambodscha wurde im US-Kampf gegen den vermeintlichen Vormarsch des Kommunismus zu einem der am heftigsten bombardierten Länder der Geschichte.

Gewaltverbrecher

In der Hauptstadt Phnom Penh wurden die Roten Khmer zunächst freudig begrüsst. Sie entpuppten sich aber schnell als paranoide Gewaltverbrecher. Sie zwangen Millionen Menschen zu Schwerstarbeit aufs Land, ermordeten Intellektuelle und folterten Leute in dem Wahn, die eigenen Reihen von Verrätern zu säubern.

In fast vier Jahren ihrer Herrschaft kamen mindestens 1,7 Millionen Menschen um. 1979 wurden die Roten Khmer mit Hilfe vietnamesischer Truppen vertrieben.

Tausende Massengräber

Erst danach wurde das ganze Ausmass der Schreckensherrschaft offensichtlich. Landesweit wurden tausende Leichen in Massengräbern entdeckt. Allein im Gefängnis Tuol Sleng (S21) in Phnom Penh wurden etwa 15’000 Menschen gefoltert und hingerichtet. Der frühere Gefängnischef wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Gegen die beiden ranghöchsten noch lebenden Anführer der Roten Khmer verhängte ein von der UNO unterstütztes Sondertribunal im August 2014 lebenslange Haftstrafen. «Bruder Nummer zwei» Nuon Chea und Ex-Staatschef Khieu Samphan wurden wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt.

Beide legten Berufung ein. Im März wurden zudem Verfahren gegen drei weitere Ex-Funktionäre der Roten Khmer eingeleitet.

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