Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) und Pro Senectute haben eine Kampagne zur Vermeidung von Stürzen im Rentenalter lanciert. Denn jedes Jahr kommen in der Schweiz rund 83’000 Menschen im Alter von 65 und mehr Jahren zu Fall.
Nach einem Sturz ist beinahe nichts mehr wie zuvor. 1330 Menschen über 60 sterben jedes Jahr an den Folgen eines Sturzes, wie die beiden Organisationen am Dienstag mitteilten. 12’000 Menschen erleiden zudem eine Hüftfraktur.
Aber auch weniger schwere Verletzungen hätten es in sich: Nach dem Bruch einer Hand oder durch eine Hirnerschütterung verlören ältere Menschen häufig ihre Selbstständigkeit. Sie müssten in ein Altersheim umziehen oder würden bettlägerig. Insgesamt verletzten sich rund 280’000 Menschen jedes Jahr.
Der Sturz ist laut der bfu der häufigste Unfall in Haushalt, Garten und Freizeit. 43 Prozent aller Stürze ereigneten sich im privaten Wohnbereich, mit zunehmender Tendenz bei den über 65-Jährigen. So geschehen in dieser Altersgruppe mit 49 Prozent fast die Hälfte aller Stürze zu Hause.
Bei allen Altersgruppen überwiegt der Sturz auf gleicher Ebene. Die Statistik der Unfallhergänge zeigt zudem, dass sich die meisten Unfälle bei den Tätigkeiten Kochen und Reinigen, Pflege und Unterhalt von Haus und Garten sowie bei Heimwerkerarbeiten ereignen.
Kosten in Milliardenhöhe
Die Stürze von älteren Erwachsenen verursachen jährlich materielle Kosten von rund 1,6 Milliarden Franken, so etwa für Heilung und Pflege. Die gesamten volkswirtschaftlichen Kosten der Stürze bei Senioren werden aber von der bfru auf rund 6,8 Milliarden Franken geschätzt.
Stürze im Alter müssten aber nicht sein, meinen die bfu und Pro Senectute. Sie haben deshalb die Kampagne «sicher stehen – sicher gehen» lanciert. Sie vermittelt auf www.sichergehen.ch über 500 Kurse für das Training von Gleichgewicht und Kraft und zeigen auch Übungen für zu Hause. Denn durch das Training von Gleichgewicht im Stehen und im Gehen sowie Kraftübungen könnten Stürze vermieden werden.
Kraftmangel führt zu erhöhtem Sturzrisiko
Defizite bei der Kraft beispielsweise bedeuteten ein viereinhalbfach erhöhtes Sturzrisiko, schreibt die bfu. Bei einem Gleichgewichts- oder Gangdefizit sei das Risiko zu stürzen je rund dreimal höher. Übungen für das Gleichgewicht zeigten bereits nach sechs Wochen Wirkung. Die Kombination von Kraft- und Gleichgewichtstraining führe zusammen mit regelmässiger Bewegung im Alltag insgesamt zu seiner Senkung des Sturzrisikos älterer Menschen.
Neben bfu und Pro Senectute wird die Kampagne von drei weiteren Partnern unterstützt, nämlich die Rheumaliga Schweiz, physioswiss und Gesundheitsförderung Schweiz. Sie sollen mit ihren Angeboten und Kontakten in der Gesundheitsförderung massgeblich zum Erfolg der Kampagne beitragen. Bfu-Direktorin Brigitte Buhmann äusserte die Hoffnung, dass dank dieser breit abgestützten Partnerschaft die Zahl von 1330 Toten pro Jahr wesentlich gesenkt werden könne.
www.sichergehen.ch