Der in den 90er-Jahren verschärfte Kampf gegen Rauschgiftkriminalität in den USA sorgt einer Studie zufolge für volle Gefängnisse. Mehr als die Hälfte der Insassen von Bundesgefängnissen, rund 52 Prozent, sitzen wegen Drogenvergehen ein.
Die Zahl der Häftlinge stieg zwischen 1998 und 2012 um 84 Prozent – ein Anstieg, der vor allem auf den verschärften Antidrogenkampf zurückgeht, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Amts für Justizstatistik hervorgeht.
28 Prozent der wegen Drogenvergehen verurteilten Insassen waren laut der Studie Crack-Dealer, bei 25 Prozent war Kokain im Spiel, bei 23 Prozent synthetische Drogen, bei 12 Prozent Marihuana und bei 6 Prozent Heroin.
Die ethnische Zugehörigkeit spielte dabei offenbar eine grosse Rolle: 88 Prozent der Crack-Dealer waren demnach Afroamerikaner, 54 Prozent der Kokain-Händler Lateinamerikaner und bei 48 Prozent der Händler von Methamphetaminen handelte es sich um Weisse.
Im Durchschnitt liegen die Haftstrafen bei elf Jahren, bei Crack-Vergehen sind sie allerdings deutlich höher – in dem Fall betragen sie durchschnittlich 170 Monate und damit mehr als 14 Jahre, zudem haben die Betroffenen oftmals ein grösseres Vorstrafenregister. Insgesamt aber wies mehr als ein Drittel der Delinquenten keine oder nur geringfügige Vorstrafen auf. Für die Studie untersuchte das Statistikamt die Situation von 94’678 Häftlingen aus dem Jahr 2012.
Obama will Reform
US-Präsident Barack Obama setzt sich derzeit für eine umfassende Justizreform ein, um gegen unverhältnismässig harte Strafen und überfüllte Gefängnisse vorzugehen. In den vergangenen Jahrzehnten seien Straftäter, die keine Gewaltdelikte begangen hätten, zu immer härteren Gefängnisstrafen verurteilt worden, kritisierte Obama vor rund zwei Wochen in einer Ansprache.
Zuletzt waren in den USA bereits die Mindeststrafen für Drogenvergehen reduziert worden. Ab Ende der Woche sollen zudem mehrere tausend Häftlinge vorzeitig aus der Haft entlassen werden, bei denen das Risiko rückfällig zu werden gering ist. Bei vielen der Betroffenen handelt es sich um Kleinkriminelle, die wegen Drogendelikten einsitzen – manche schon seit 20 Jahren.