Nach dem Sieg des Sozialisten François Hollande in der ersten Runde der Präsidentenwahl in Frankreich hat der Kampf um die Stimmen der rechten und Mitte-Wähler für die Stichwahl begonnen. Der rechtsextreme Front National (FN) erteilte Verhandlungen mit Nicolas Sarkozy eine Absage.
Der Wahlkampfchef des FN, Florian Philippot, schloss Absprachen mit dem amtierenden Präsidenten aus. Seine Partei stehe nicht für „die kleinen politischen Tricks“, sagte Philippot dem Sender Canal+. Der FN werde nicht mit der Regierungspartei UMP verhandeln. Die FN-Kandidatin Marine Le Pen hatte am Sonntag mit 17,9 Prozent überraschend stark abgeschnitten.
Mit Blick auf dieses Resultat sprach Sarkozy von einem „Krisenvotum“. Darauf müsse „eine Antwort“ gegeben werden. Sarkozy umgarnte die FN-Wähler mit der Aussage, sie seien von der internationalen Wirtschaftskrise betroffen, und dafür habe er „grosses Verständnis“.
Sarkozys Konkurrent Hollande machte den Präsidenten für das gute Abschneiden des FN verantwortlich. „Sarkozy hat mit seiner verfehlten Regierung diese Wut-Wahl provoziert“, sagte Hollande. Manche Wähler hätten aus Ärger für Le Pen gestimmt. „Diesen will ich zuhören“, versicherte Hollande.
Auf rechte Wähler angewiesen
Als Sieger der ersten Runde hat Hollande für die Stichwahl am 6. Mai klar die Nase vorne. Umfragen sehen Hollande zwischen drei und fünf Prozentpunkte vor Sarkozy. Dieser hat wohl nur dann eine Chance, wenn er die Wähler der rechtsextremen Le Pen für sich gewinnen kann.
Die ausgeschiedenen linken Kandidaten haben ihre Wähler bereits zur Unterstützung Hollandes aufgerufen. So der Chef der kommunistisch orientierten Linksfront, Jean-Luc Mélenchon, der auf 11,11 Prozent Wähleranteil kam. Auch die Kandidatin der Grünen, Eva Joly, und zwei trotzkistische Bewerber sagten dem Sozialisten ihre Unterstützung zu.
Der Zentrist François Bayrou (9,13 Prozent), dessen Wählerschaft zum Teil Hollande und zum Teil Sarkozy zuneigt, hat noch keine Wahl-Empfehlung abgegeben.
Kämpferische Töne
Sarkozy, der auf den geringen Abstand zum Sozialisten in der ersten Runde verwies, gab sich kämpferisch. „Jetzt geht es darum, vor den Franzosen zu kämpfen – Projekt gegen Projekt, Persönlichkeit gegen Persönlichkeit, Erfahrung gegen Erfahrung“, sagte der 57-Jährige.
Erneut forderte er Hollande zu drei Fernsehdebatten bis zum 6. Mai auf. Der Sozialist dürfe nicht davor „fliehen“. Hollande ist zu nur einem TV-Duell bereit.