Kanada wird zum 25. Mal Weltmeister. Die Kanadier demontieren in Prag i ersten WM-Final seit Bern 2009 Titelverteidiger Russland mit 6:1 und beenden eine achtjährige Durststrecke ohne WM-Gold
Es war eine regelrechte Demonstration des Olympiasiegers. Die Kanadier dominierten die Partie in der ausverkauften Prager O2 Arena von Beginn weg. Im zweiten Abschnitt münzten sie ihre Überlegenheit (total 37:12 Torschüsse!) dann auch in Tore um. Innerhalb von gut sechs Minuten erhöhten sie mit drei Treffern von 1:0 auf 4:0 (29.). Am Ende egalisierte Kanada den höchsten Sieg in einem WM-Finalspiel.
Russland, in den letzten sieben Jahren viermal Weltmeister, musste die Überlegenheit des Erzrivalen neidlos anerkennen. Mit dem Triumph übernahm Kanada, das an den letzten fünf WM-Turnieren nicht einmal die Viertelfinals überstanden hatte, auch wieder die Nummer 1 in der IIHF-Weltrangliste (von Schweden).
Zwei «Schweizer» Protagonisten
Mit Tyler Ennis und Tyler Seguin spielten im Final zwei Akteure mit Schweizer Vergangenheit eine Hauptrolle. Ennis hatte den letzten Lockout (2012/2013) bei den SCL Tigers überbrückt, und nun leitete der Stürmer der Buffalo Sabres mit dem Schuss, der zum 1:0 durch Cody Eakin führte (19.), sowie dem 2:0 (22. per «Buebetrickli») den Sieg der Kanadier ein. Seguin, der 2012/2013 für Biel spielte, schoss mit seinem neunten Tor an diesem Turnier das 4:0 (29.). Die weiteren Tore für die entfesselten Nordamerikaner erzielten Superstar Sidney Crosby (28.), Claude Giroux (49.) und Nathan McKinnon (50.).
Die Goldmedaille verdienten sich die Kanadier, die mit einer für sie überdurchschnittlichen NHL-Auswahl zur WM angereist waren, dank der Kombination von Tempo, Kraft und Präzision. Sie waren die mit Abstand beste Mannschaft des Turniers. 66 Tore erzielten sie in ihren zehn Partien, nur 15 kassierten sie dabei. Das Team von Trainer Todd McLellan verdiente sich ein zusätzliches Preisgeld von einer Million Franken, weil es all seine Partien in der regulären Spielzeit gewann. Diesen Jackpot zahlte die IIHF in diesem Jahr zum ersten Mal aus.
Zufriedene Organisatoren
Bereits vor den beiden Finalspielen hatten die Organisatoren und die IIHF als Veranstalter ein positives Fazit über die WM ziehen können. 741’690 Zuschauer erschienen zu den 64 Partien. Damit wurde das Ziel, einen neuen Zuschauerrekord aufzustellen, nicht nur erreicht, die vorherige Bestmarke – aufgestellt im Vorjahr in Minsk – wurde regelrecht pulverisiert und um mehr als 100’000 Fans überboten.
Zwischenfälle gab es keine zu beklagen, organisatorisch funktionierte alles einwandfrei und sportlich wurde den Eishockey-verrückten Tschechen hochstehende Partien geboten. Da verwundert es nicht, dass der Schweizer IIHF-Präsident René Fasel am Samstag sagte, Prag 2015 habe die Latte für künftige WM-Organisatoren «sehr, sehr hoch» angesetzt.
Telegramm:
Kanada – Russland 6:1 (1:0, 3:0, 2:1)
O2 Arena, Prag. – 17’383 Zuschauer (ausverkauft). – SR Wehrli/Sindler (Sz/Tsch), Carnathan/Lhotsky (USA/Tsch). – Tore: 19. Eakin (Ennis, Muzzin) 1:0. 22. Ennis (Eakin, Couturier) 2:0. 28. (27:22) Crosby (Eberle, Hamhuis) 3:0. 29. (28:06) Seguin (Giroux, Barrie) 4:0 (Strafe angezeigt). 49. (48:58) Giroux (Crosby, O’Reilly/Ausschluss Tichonow) 5:0. 50. (49:50) MacKinnon (Savard) 6:0. 53. Malkin (Mosjakin, Kulikow) 6:1. – Strafen: 2mal 2 Minuten gegen Kanada, 5mal 2 Minuten gegen Russland.
Kanada: Smith; Burns, Hamhuis; Barrie, Muzzin; Ekblad, Savard; Wiercioch; Seguin, Giroux, O’Reilly; Eberle, Crosby, Hall; Spezza, Duchene, MacKinnon; Toffoli, Couturier, Eakin; Ennis.
Russland: Bobrowski; Below, Jakowlew; Antipin, Kulikow; Mironow, Tschudinow; Plotnikow, Tichonow, Owetschkin; Kuljomin, Malkin, Mosjakin; Dadonow, Schipatschjow, Panarin; Tarassenko, Anissimow, Kowaltschuk; Schirokow.
Bemerkungen: Russland ohne Saripow, Birjukow und Medwedew (alle verletzt). – Timeout Russland (28:06). – Schüsse: Kanada 37 (15-14-8); Russland 12 (5-1-6). – Powerplay-Ausbeute: Kanada 4/1; Russland 1/0.