Der Kanton Aargau lässt die Kritik einiger Eltern an der privaten Rudolf Steiner Schule in Schafisheim genau abklären. Es würden soweit wie möglich alle Fakten zusammen getragen, hält der Regierungsrat fest. Erst danach werde entschieden, ob Massnahmen angeordnet würden.
Ende September hätten sich die Anrufe und Mails einer Gruppe von Eltern gehäuft, in welchen zahlreiche Beanstandungen an der Rudolf Steiner Schule Schafisheim vorgebracht worden seien. Das schreibt der Regierungsrat in seiner Stellungnahme vom Freitag zu einer Interpellation von Grossrätinnen der CVP, EVP und GLP.
Das für die Aufsicht über Privatschulen zuständige Inspektorat im Bildungsdepartement habe die Rückmeldungen der Eltern ernst genommen. Das Inspektorat habe umgehend mit der Führung der Schule Kontakt aufgenommen und diese mit den Vorwürfen konfrontiert.
Bis jetzt hätten mehrere Gespräche mit der Schulführung stattgefunden und die Schule habe zu den einzelnen Beanstandungen Stellung genommen. Weitere Massnahmen, um die Vorwürfe zu überprüfen, seien eingeleitet.
Aufsichtsverfahren läuft
Im Auftrag des Kantons führt die Fachstelle Externe Schulevaluation der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) derzeit bei allen Eltern eine Umfrage durch, die Kinder an der Rudolf Steiner Schule haben.
Das Inspektorat überprüft auch alle Ausbildungsqualifikationen von Lehrpersonen, welche Klassen des ersten bis zehnten Schuljahres unterrichten.
Sobald sämtliche Ergebnisse vorliegen und ausgewertet sind, wird der Erziehungsrat über allfällige weitere Schritte und Massnahmen entscheiden, wie der Regierungsrat in seiner Stellungnahme weiter festhält.
Die Rudolf Steiner Schule in Schafisheim besteht seit 30 Jahren. Sie ist mit rund 250 Kinder und Jugendlichen die grösste Privatschule im Aargau.
Der Kanton bezahlt nichts an die Schule; die Eltern müssen den Unterricht selbst finanzieren. Der Kanton bezahlte 2009 zwei Millionen Franken an Neubauten der Schule.
Schule will Verbesserungen
Eine Gruppe von Eltern hatte unter anderem kritisiert, an der Privatschule würden auch unqualifizierte Lehrkräfte arbeiten. Es sei zu Tätlichkeiten gekommen.
Die Schulleitung bot der Gruppe eine Mediation an. Die Eltern wiesen diese jedoch ab. Die Schule bleibt nach eigenen Angaben gesprächsbereit und will „Verbesserungen an die Hand nehmen“. Sie stellte einen externen Experten an.
Liberale Haltung zu alternativen Schulformen
Der Regierungsrat hält die bestehende Aufsicht über die Privatschulen im Kanton für ausreichend. Dies auch vor dem Hintergrund, dass der Aargau grundsätzlich eine liberale Haltung zu den alternativen Schulungsformen habe, heisst es in der Stellungnahme.
Zudem sollten die knapper werdenden finanziellen Mittel in erster Linie den Schülerinnen und Schülern zugute kommen, welche die öffentlichen Schulen besuchen würden.