Der Kanton Aargau will in der Gemeinde Menziken im Wynental ab Mitte August eine Unterkunft für bis zu 90 Asylsuchende betreiben. Der Gemeinderat ist von der Unterkunft im kürzlich geschlossenen Restaurant und Hotel «Sternen» im Dorfzentrum nicht begeistert.
In einem ersten Schritt sollen 60 Asylsuchende einziehen, wie das kantonale Departement Gesundheit und Soziales (DGS) am Dienstag mitteilte. Nach den notwendigen Einbauten in den «Sternen»-Saal würden in einem zweiten Schritt weitere 30 Asylsuchende untergebracht.
Der Kantonale Sozialdienst (KSD) will in der Liegenschaft Familien und Einzelpersonen einquartieren. Es handelt sich um Personen im Asylverfahren oder um vorläufig Aufgenommene.
Der Mietvertrag zwischen dem Eigentümer der Liegenschaft und dem KSD wurde für die Dauer von fünf Jahren abgeschlossen. Es besteht die Möglichkeit, den Vertrag um fünf Jahre zu verlängern.
Der Kanton informierte Menziken sowie die Nachbardörfer Reinach und Burg. Ein erstes Gespräch mit dem Gemeinderat sowie den Vertretern von Verwaltung, Schule und Polizei fand Anfang Woche statt. Menziken grenzt an den Kanton Luzern.
Gemeinde kritisiert Kanton
Der Gemeinderat Menziken kritisierte die Absicht des Kantons unmissverständlich. Die Gemeinde werde alle Möglichkeiten versuchen, um eine weitere Asylunterkunft zu verhindern, heisst es in einer Stellungnahme.
Das Missfallen richte sich nicht gegen die asylsuchenden Menschen, sondern gegen die einseitige Verteilungs- und Belastungspolitik des Kantons.
Die Zuweisung von Flüchtlingen an die Gemeinden funktioniere im Aargau nicht. In Menziken lebten seit Jahrzehnten mehr Asylsuchende als die Gemeinde gemäss Verteilschlüssel beherbergen müsse. Der Ausländeranteil sei in der Gemeinde mit 38 Prozent überdurchschnittlich hoch.
Der Gemeinderat sorgt sich um die weitere Entwicklung des Dorfes. Die Region habe in den letzten Jahren viele Arbeitsplätze verloren. Der latent vorhandene Unmut in strukturschwächeren Regionen nehme zu.
Kanton weiss um Probleme der Gemeinde
Das Departement Gesundheit und Soziales hält dazu fest, man habe den «Sternen» im Wissen um die Strukturprobleme der Gemeinde und den beengten Siedlungsverhältnisse im Ortskern gemietet. Im Kanton fehlten jedoch Unterkünfte für Asylsuchende.
Die Situation bleibe angespannt. Der Bund werde dem Aargau in diesem Jahr mehr Asylsuchende zuweisen. Es werde mit rund 2000 Personen gerechnet. Daher sei der Kanton dringend auf zusätzliche Plätze angewiesen.
In den kommenden Wochen würden die absehbaren Auswirkungen der Unterkunft gemeinsam mit der Gemeinde analysiert und Vorkehrungen getroffen. Die Auswirkungen auf die Gemeinde und die Nachbarn sollten möglichst beschieden sein.
Der Kanton weist darauf hin, dass er gemäss Leitfaden zur Schaffung von Asylunterkünften vorgeht, den eine Kommission von Kantons- und Gemeindevertretern im März erstellt hatte.