Der Kanton Aargau schliesst seine Jahresrechnung 2012 mit einer schwarzen Null ab. Damit der Regierungsrat kein Defizit ausweisen musste, besserte er den Abschluss erstmals mit 24 Millionen Franken aus einem „Sonderkässeli“ auf.
Die Finanzlage des Kantons sei „stabil“, sagte Finanzdirektor Roland Brogli (CVP) am Freitag vor den Medien in Aarau. Mit Blick auf die anderen Kantone stehe der Aargau nach wie vor gut da.
Um in der Jahresrechnung 2012 einen kleinen Ertragsüberschuss von 0,9 Millionen Franken zu erzielen, musste der Kanton jedoch zum ersten Mal auf seine Bilanzausgleichsreserve zurückgreifen.
Dieser Geldtopf war 2008 mit Überschüssen geschaffen worden. Mit dem Griff in das „Sonderkässeli“ vermied der Kanton nun ein Defizit von 23,1 Millionen Franken.
Gemäss Beschluss des Grossen Rates hätte der Kanton sogar 70 Millionen Franken dieser Kasse für schlechte Zeiten entnehmen können. Nun liegen noch 233 Millionen Franken in der Reservenkasse.
Alles soll überprüft werden
Die guten Jahre mit hohen Überschüssen und starkem Schuldenabbau seien auch im Aargau vorbei, hielt Brogli fest. Der Regierungsrat präsentierte jedoch zum zehnten Mal in Folge einen Abschluss mit schwarzen Zahlen.
Um in Zukunft die Ausgaben und Einnahmen im Gleichgewicht zu halten, müssten die Leistungen und Aufgaben überprüft werden, sagte der Finanzdirektor. Der Kanton müsse sich auf das „finanziell Tragbare“ konzentrieren. Ohne diese Überprüfungen seien Defizite mittelfristig kaum zu vermeiden.
Schulden etwas reduziert
Der Selbstfinanzierungsgrad sank 2012 auf 105 Prozent. Dies bedeutet, dass der Kanton seine Nettoinvestitionen vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren konnte.
Der Kanton reduzierte seine Schulden im vergangenen Jahr um 96 Millionen auf 1,357 Milliarden Franken. Die in dieser Gesamtsumme enthaltenen Nettoschulden sanken um 12 auf 302,6 Millionen Franken.
Als „Punktlandung“ bezeichnete Brogli die Steuereinnahmen. Die Erträge von natürlichen Personen wurden um eine Million unterschritten, diejenigen von juristischen Personen um zwei Millionen Franken überschritten.
Spitalfinanzierung hinterlässt Spuren
Die Grundstückgewinnsteuer brachte wegen der gestiegenen Kaufpreise 8,6 Millionen Franken mehr als budgetiert in die Kasse. Insgesamt nahm der Kanton 2 Milliarden Franken Steuern ein.
Die Gesamtaufwendungen von 4,878 Milliarden Franken stiegen im Vergleich zur Rechnung des Vorjahres um 1,2 Prozent. Das effektive Ausgabenwachstum betrug jedoch 5,7 Prozent oder 232 Millionen Franken.
Zu den höheren Ausgaben führten vor allem die Spitalfinanzierung (plus von 113 Millionen Franken), die Löhne für die Volksschullehrer (plus 36 Millionen Franken sowie die Verbilligung der Krankenkassenprämien (plus 32 Millionen Franken).