Kanton ist über geplanten Stellenabbau besorgt

Der Basler Pharmakonzern Novartis will dieses Jahr am Hauptsitz in Basel rund 500 Stellen streichen. Dabei kann es auch zu Entlassungen kommen, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Basler Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin fordert den Pharmakonzern auf, seiner Sozialverantwortung nachzukommen.

Nach jahrelangem Ausbau will Novartis Stellen streichen. Kanton und Gewerkschaften fordern, die Entlassungen auf ein Minimum zu beschränken. (Bild: Nils Fisch)

Der Basler Pharmakonzern Novartis will dieses Jahr am Hauptsitz in Basel rund 500 Stellen streichen. Dabei kann es auch zu Entlassungen kommen, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Basler Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin fordert den Pharmakonzern auf, seiner Sozialverantwortung nachzukommen.

Novartis will am Basler Hauptsitz in diesem Jahr rund 500 Stellen abbauen, wie das Unternehmen am Dienstagmorgen mitteilte. Gleichzeitig will der Konzern mehrere hundert neue Arbeitsplätze schaffen. Unter dem Strich solle die Zahl der Beschäftigten in der Schweiz in diesem Jahr bei rund 15’000 stabil bleiben, heisst es im Communiqué. Entlassungen seien jedoch nicht ausgeschlossen.

Vom Stellenabbau besonders betroffen ist die Pharma-Division, wo im Support und in der pharmazeutischen Entwicklung Stellen wegfallen sollen. Für mögliche Entlassungen stünden ein grosszügiger Sozialplan einschliesslich Abfindungen zur Verfügung. Zur Zahl der erwarteten Entlassungen machte Novartis keine Angaben.

«Die Novartis muss ihrer Sozialverantwortung nachkommen.»

Christoph Brutschin
Wirtschaftsdirektor

Der Basler Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin sagt, er sei besorgt über den Abbau und vom Ausmass überrascht. Man stehe mit der Novartis aber bereits in Kontakt. «Wir wollen die Entlassungen auf ein Minimum beschränken.» Direkten Einfluss auf den Stellenabbau hat der Kanton aber nicht. Es sei zudem wichtig, dass die Benachrichtigung der Betroffenen möglichst früh erfolge, «um für die Betroffenen innerhalb und ausserhalb des Betriebs Lösungen zu finden». 

Stellenausbau in Nyon und bei Sandoz

Der Pharmakonzern begründet die Umstrukturierungen und somit den Stellenabbau mit kommenden Produktlancierungen in Bereichen wie Atemwege, Lun­genkrebs, Dermatologie oder Herzkrankheiten. Dafür sei es notwendig, weitere Ressourcen zu schaffen.

Von der Ressourcenverlagerung profitieren kann etwa der Standort Nyon, wo Novartis für die Herstellung von rezeptfreien Medikamenten ausbauen und weitere Stellen schaffen will. Ein Ausbau soll auch beim Lieferkettenmanagement des Generikaherstellers Sandoz erfolgen.

Novartis teilt zudem mit, dass Basel einer der wichtigsten strategischen Forschungsstandorte des Konzerns weltweit bleiben werde. Wirtschaftsdirektor Brutschin liess sich zudem versichern, dass die Massnahmen nichts mit dem personellen und baulichen Ausbau des Novartis Campus zu tun hätten.

«Novartis soll Entlassungen mit aller Seriösität prüfen»

Bereits haben sich verschiedene Gewerkschaften zum Stellenabbau geäussert. Der Arbeitnehmerverband Angestellte Schweiz kritisiert die Pläne von Novartis – trotz teilweisem Stellenausbau. In erster Linie gelte es Entlassungen zu vermeiden, schreibt der Verband. Die neuen Stellen seien für die Betroffenen keine beruhigende Botschaft, da die neu geschaffenen Arbeitsplätze andere Qualifikationen fordern und sich teilweise an anderen Orten befinden würden. Deshalb fordern sie das Novartis-Management auf, die betroffenen Arbeitnehmer auf die neu geschaffenen Stellen umzuschulen. Wer deswegen umziehen müsse oder einen längeren Arbeitsweg hätte, solle finanziell entschädigt werden.

Zweiter Abbau innerhalb von drei Jahren

Auch der Unia geht es in erster Linie um die Vermeidung von Entlassungen. Die Gewerkschaft schreibt in einer Mitteilung, dass der geplante Stellenabbau unter anderem mit möglichst vielen Frühpensionierungen abzufangen sei. Zudem fordert sie Novartis auf, die Erhaltung von Arbeitsplätzen und die Reduktion von Entlassungen mit aller Seriösität zu prüfen. Um dies zu garantieren, solle allenfalls die Konsultationsfrist verlängert werden.

Novartis hatte bereits 2011 den Abbau von 750 Stellen in Basel angekündigt. Nach Verhandlungen mit der Kantonsregierung konnte damals der Abbau auf 250 Stellen begrenzt werden.

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