In der Oberwalliser Augstbordregion gilt die Bewilligung für den Abschuss eines Wolfes nicht mehr nur für die landwirtschaftlichen Nutzflächen, sondern auch für die bewirtschafteten Alpen. Auslöser der Ausdehnung waren Risse im Turtmanntal.
Am Mittwoch vor einer Woche wurde ein Wolfsangriff auf der Schafalp Turtmanntal gemeldet, wie der Kanton Wallis am Donnerstag mitteilte. Dort wurden fünf Schafe gerissen, obwohl die Alp behirtet ist und vier Herdenschutzhunde präsent waren.
Im Streifgebiet des Wolfs wurde der Abschussperimeter deshalb auf die geschützten sowie die als nicht schützbar eingestuften Alpen ausgedehnt, wie Peter Scheibler, Chef der Walliser Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.
Die Ausdehnung der Abschussbewilligung gelte nur für besetzte Alpen. Der zuständige Walliser CVP-Staatsrat Jacques Melly gab am 14. Juni einen Wolf zum Abschuss frei, nachdem auf den Frühjahrsweiden zwischen April und Anfang Juni 50 Schafe und Ziegen gerissen worden waren.
Bislang wurde kein Wolf geschossen. Die nun ausgedehnte Abschussbewilligung gilt noch bis Mitte August, wie Scheibler festhielt. Die Abschussbewilligung stiess bei Umweltschutzverbänden wie WWF und Pro Natura auf Kritik.
Keine Anzeichen für Rudel
Sie reichten Beschwerde gegen die Abschussbewilligung ein, weil ihrer Ansicht nach das Überleben eines allfälligen Wolfsrudels aufs Spiel gesetzt wird. Sie bezeichnen es als wahrscheinlich, dass die als seit vergangenem Jahr als Paar lebenden Wölfe F14 und M59 ein Rudel gebildet haben.
Dafür habe der Kanton Wallis trotz einer «sehr intensiven Überwachung des Gebiets» bislang absolut kein Indiz oder Beweis, wie Peter Scheibler sagte. Falls ein Rudel entdeckt würde, gäbe es eine ganz neue Ausgangslage.
Dann wäre nicht mehr der Kanton Wallis, sondern das Bundesamt für Umwelt (BAFU) für die Frage eines Abschusses zuständig. Ein Rudel im Wallis wäre das dritte in der Schweiz. Bislang gibt es im Bündner Calanda-Massiv sowie im Morobbia-Tal im Tessin ein Wolfsrudel.