Die Freiburger Kantonalbank und das Energieunternehmen Groupe E beteiligen sich an der Freiburger Tageszeitung «La Liberté». Die einzigen bisherigen Aktionäre, die Paulus-Schwestern, verkaufen einen Drittel ihrer Aktien, wie die St. Paul Holding am Mittwoch mitteilte.
Mit dem Verkauf der Aktien an die beiden Unternehmen aus der Region erhoffen sich die Schwestern des Pauluswerkes, dass der Geist und die Unabhängigkeit der Freiburger Tageszeitung gewahrt werden. Das geht aus einem Brief der Schwestergemeinschaft hervor, der am Mittwoch in «La Liberté» publiziert wurde.
Schon vor drei Jahren hatten die Ordensschwestern ihre Absicht kundgetan, sich mittelfristig aus dem Zeitungsbusiness zurückzuziehen. Der Grund dafür liegt im immer höher werdenden durchschnittlichen Alter der Schwestern und dem fehlenden Nachwuchs.
Noch muss der Sitz des Ordens in Rom formell grünes Licht zum Aktienverkauf geben, wie die St. Paul-Holding am Mittwoch in einer Mitteilung bekannt gab. Unter dem Dach der Holding haben die Paulus-Schwestern mehrere Unternehmen vereint.
Keine Rettung in der Krise
Ist es soweit, übernehmen die Freiburger Kantonalbank und die Groupe E das Aktienpaket zu gleichen Teilen. Für den Einstieg ins Zeitungsgeschäft haben die beiden Unternehmen eine Beteiligungsgesellschaft namens Sofripa gegründet.
Der Herausgeber der «La Liberté», Thierry Mauron, schreibt in der Ausgabe vom Mittwoch, die finanzielle Situation des Unternehmens sei gesund. Es gehe nicht um die Rettung einer Tageszeitung in der Krise.
Chefredaktor Louis Ruffieux ist zufrieden, dass die Entscheide zur Zukunft der «La Liberté» weiterhin in Freiburg getroffen werden. Die Zeitung erscheint täglich in etwa 40’000 Exemplaren.
Einflussnahme ausschliessen
Dominique Gachoud, Direktor von Groupe E, sagte am Mittwoch auf Anfrage, dem Energieunternehmen gehe es nicht darum, sich ein Kommunikationsinstrument zuzulegen. Die Motivation für den Einstieg bei der «La Liberté», sei, deren Weiterbestand zu sichern. Das Unternehmen erwarte einen gewissen Profit von seiner Investition.
Auch Martial Pasquier, Verwaltungsratspräsident der Paulusdruckerei und der «La Liberté», sagte, die beiden Unternehmen schlössen jegliche Einflussnahme auf den Inhalt der Zeitung aus.
Sowohl bei Groupe E als auch bei der Freiburger Kantonalbank handelt es sich um halbstaatliche Unternehmen: Der Kanton Freiburg hält 100 Prozent der Akten der Bank und 78,5 Prozent derjenigen von Groupe E.