Kantone planen nationales Kompetenzzentrum für den Strafvollzug

Die kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren planen ein gesamtschweizerisches Kompetenzzentrum für den Strafvollzug. Der bernische Regierungsrat Hans-Jürg Käser, Präsident der Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz (KKJPD), bestätigte eine Meldung der «SonntagsZeitung».

Kompetenzzentrum laut Käser seit Längerem geplant (Archiv) (Bild: sda)

Die kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren planen ein gesamtschweizerisches Kompetenzzentrum für den Strafvollzug. Der bernische Regierungsrat Hans-Jürg Käser, Präsident der Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz (KKJPD), bestätigte eine Meldung der «SonntagsZeitung».

Das Projekt wurde laut dem bernischen Polizei- und Militärdirektor Käser bereits vor dem Tötungsdelikt an einer Genfer Sozialtherapeutin aufgegleist, gewinnt jetzt aber noch an Aktualität. Geplant ist eine ständige Fachstelle, die Grundsatzfragen des Justizvollzugs wissenschaftlich bearbeitet.

Die Stelle soll mit heute bereits bestehenden Bildungsangeboten für das Personal im Justizvollzug zusammengelegt werden, wie Käser präzisierte. Ziel sei es, die Kompetenzen in diesem Bereich zu bündeln. Der KKJPD-Präsident schliesst nicht aus, dass es in dem Kompetenzzentrum auch um Strafvollzugstandards gehen könnte.

Am 4. Oktober ist das Projekt im KKJPD-Vorstand traktandiert, wie Käser bestätigte. Im November entscheide dann die Plenarversammlung. An der Vorstandssitzung vom 4. Oktober soll zudem ein allfälliger Handlungsbedarf im Nachgang zum Genfer Tötungsdelikt erörtert werden.

Ein gesamtschweizerisches Strafvollzugskonkordat habe die KKJPD abgelehnt, sagte Käser bereits am Samstag in der Sendung «Samstagsrundschau» auf Schweizer Radio SRF. Die drei aktuellen Konkordate seien schneller und flexibler.

Dass der Bundesrat sich gegen ein zentrales Register für Gewalt- und Sexualstraftäter stelle, leuchtet Käser hingegen nicht ein. Bei dieser Forderung gehe es schliesslich nicht um die Registrierung von Ladendieben und ähnlichen Tätern.

«Marche noire» in Lausanne

Gut eine Woche nach dem Tötungsdelikt an der Genfer Sozialtherapeutin haben am Samstag in Lausanne rund 200 Personen an einem Protestmarsch teilgenommen. Die schwarz gekleideten Teilnehmerinnen und Teilnehmer starteten beim Obergericht und zogen vor das Bundesgericht.

Sie protestierten gegen das «Versagen eines Systems», das jüngst nicht nur die Genfer Therapeutin das Leben gekostet habe, sondern bereits vorher zwei weitere junge Frauen, wie im vergangenen Mai in Payerne VD und 2009 in Rieden AG. Beide wurden ebenfalls Opfer von Wiederholungstätern.

Die vor zehn Tagen von einem Häftling auf einem Freigang entführte und getötete Genfer Sozialtherapeutin wird am Montag in Avusy (GE) beerdigt. Die Familie möchte «in Würde und Ruhe» zusammenkommen, wie die Mutter des Opfers in einem Interview mit der Zeitung «Le Matin Dimanche» sagte.

Die Familie möchte nicht, dass Politiker das Wort ergreifen oder Medien Bilder von der Trauerfeier machen. Wer sich der Zeremonie aber anschliessen möchte, sei willkommen. Wie die Mutter in dem Interview weiter sagte, gibt es keine Anzeichen, dass ihre Tochter bei dem Verbrechen vergewaltigt wurde. Das sei ein kleiner Trost.

Die Mutter des Opfers zeigte sich erleichtert, dass der mutmassliche Täter am vergangenen Sonntag in Polen verhaftet wurde. Die Familie habe in Angst gelebt.

Die Sozialtherapeutin wurde am 12. September von einem verurteilten Vergewaltiger auf dem Weg zu einer Reittherapie entführt und getötet. Die Schweizer Behörden bereiten derzeit das Gesuch vor, um den in Polen verhafteten Mann in die Schweiz ausliefern zu lassen.

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