Im Münstertal in Graubünden sind bei Ausgrabungsarbeiten die Ruine einer mittelalterlichen Kapelle und ein kleiner Friedhof entdeckt worden. Im Boden gefunden wurden 15 Skelette von Menschen, die dort bestattet worden waren.
Auslöser der Ausgrabungen im Dorf Santa Maria Val Müstair war ein privates Bauprojekt, wie der Archäologische Dienst Graubünden am Mittwoch mitteilte. Wegen des Flurnamens «Sonch Antöni» (Sankt Anton) wurde vermutet, dass sich im Boden eine sakrale Ruine befinden könnte.
Tatsächlich fanden Mitarbeiter des Archäologischen Dienstes schon beim Abtragen der Grasnarbe erste Mauerstrukturen. Um den Fund zu dokumentieren und für die Nachwelt zu konservieren, wurde eine sogenannte Rettungsgrabung durchgeführt.
Die Grabarbeiten brachten einen einschiffigen Kapellenbau samt erhaltenem Altar ans Licht. Daneben fanden die Archäologen das Friedhofsareal mit den Skeletten.
Fast 800 Jahre alte Kapelle
Historische Urkunden belegen, dass es sich bei der Ruine um die Kapelle Sancta Maria Magdalena handelt. Sie wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zusammen mit einem Hospiz vom Priester Johannes de Grava erbaut. Das Hospiz bestand nur wenige Jahre, die Kapelle überdauerte mehrere Jahrhunderte, bis sie im 17. Jahrhundert zerstört wurde.
Der Archäologische Dienst will mit präzisen Ausgrabungen die Baugeschichte der Anlage nachvollziehen. Am Ende der Untersuchung wird die Kapelle von Studierenden der ETH Zürich dreidimensional vermessen und visualisiert.
Danach wird die Ruine zugeschüttet und verschwindet wieder im Boden. Sie ist dort besser konserviert, als wenn sie freigelegt bliebe. Die Skelette werden anthropologisch untersucht und dann im Skelettraum des Archäologischen Dienstes eingelagert.