Der Kapitän des gekenterten Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ belastet mit seinen Aussagen die Reederei. Sie sei für das riskante Manöver vor der Insel Giglio verantwortlich. Die Ermittler erhoffen sich nun von einer geborgenen Festplatte neue Informationen.
Laut der Tageszeitung „La Repubblica“ vom Sonntag hat Kapitän Francesco Schettino bei einer Anhörung vor Gericht diese Woche erzählt, die sogenannte Verbeugung vor Giglio vom 13. Januar sei noch vor dem Start in Civitavecchia von der Reederei Costa Crociere geplant und verlangt worden.
Mit Routen, die nahe an der Küste entlang führen, „machen wir Werbung für uns“, zitierte der „Corriere della Sera“ den unter Hausarrest stehenden Kapitän. Manöver dieser Art habe es bereits „vor Capri, Sorrento, auf der ganzen Welt“ gegeben, habe Schettino vor Gericht weiter gesagt.
Die Staatsanwaltschaft will gegen den Hausarrest Rekurs einlegen und hofft auf Daten und aufgezeichnete Gespräche in der gefundenen Blackbox des Schiffs. Diese Hoffnung zerstreute Schettino aber. Die Sprachaufzeichnung sei seit zwei Wochen defekt gewesen. Der Schaden sei gemeldet, aber nicht behoben worden.
Festplatte geborgen
Vielleicht erhalten die Ermittler mehr Informationen von einer Festplatte, die am Wochenende aus dem Schiffswrack geborgen wurde. Auf dem Datenspeicher sind womöglich Aufzeichnungen von Überwachungskameras auf der Brücke des Schiffes festgehalten.
Kapitän Schettino wird vorgeworfen, zu nah an die westitalienische Insel Giglio herangefahren zu sein und dadurch das Unglück vor gut einer Woche provoziert zu haben. Zudem könnte er auf der Brücke von einer Frau abgelenkt worden sein.
Dies weisen jedoch sowohl die 25-Jährige aus Moldawien als auch Schettino zurück. Dem Kapitän wird zudem zur Last gelegt, die Menschen an Bord im Stich gelassen zu haben und zu früh von Bord gegangen zu sein.