Kapitän der Unglücksfähre fünf Stunden lang befragt

Nach dem Fährunglück in der Adria mit mindestens 13 Toten ist der Kapitän der «Norman Atlantic», Argilio Giacomazzi, nach seiner Ankunft in der süditalienischen Stadt Brindisi fünf Stunden lang einvernommen worden.

Die Fähre wird nach Brindisi geschleppt (Bild: sda)

Nach dem Fährunglück in der Adria mit mindestens 13 Toten ist der Kapitän der «Norman Atlantic», Argilio Giacomazzi, nach seiner Ankunft in der süditalienischen Stadt Brindisi fünf Stunden lang einvernommen worden.

Er beantwortete Fragen der Staatsanwälte über die möglichen Ursachen des Brandes. Gegen Giacomazzi und die italienische Reederei Visemar, die das Schiff verchartert hatte, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und Herbeiführens einer Havarie.

Bei der Befragung in der Nacht auf Mittwoch schilderte der Kapitän alle Phasen des Unglücks und der Rettung, wie italienische Medien berichteten. Demnach erklärte er, zunächst wie vorgesehen die Besatzung alarmiert und dann – um keine Panik auszulösen – den Alarm im ganzen Schiff ausgelöst zu haben. Passagiere hatten kritisiert, dass es keinen Alarm auf der Fähre gegeben habe.

Die albanischen Behörden genehmigten derweil das Abschleppen der Fähre nach Italien. Das Wrack solle nach Italien geschleppt werden, sobald das Wetter dies zulasse, sagte ein Sprecher der albanischen Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Da das Schiff in albanischen Hoheitsgewässern liege, sei dafür eine Genehmigung Tiranas notwendig.

Ungewissheit über Anzahl Reisende

Auf der Fähre war am frühen Sonntagmorgen ein Feuer ausgebrochen. Manövrierunfähig trieb das brennende Schiff danach in Richtung albanischer Küste. Bis Dienstagabend wurden elf Todesopfer geborgen, zudem starben zwei albanische Seeleute bei der Bergungsaktion für das Schiff.

Die italienischen Behörden vermuten, dass noch weitere Tote im Schiffsrumpf liegen, da sich auch illegale Einwanderer als blinde Passagiere an Bord befanden.

Laut Passagierliste waren insgesamt 475 Menschen auf dem Schiff. 427 Menschen wurden gerettet, damit wäre das Schicksal von 37 Passagieren ungewiss. Angesichts offensichtlich fehlerhafter Unterlagen ist jedoch unklar, wie viele Menschen tatsächlich an Bord waren.

Spekulationen über Brandursache

Nachdem am Dienstagabend das italienische Marineschiff «San Giorgio» mit 214 Überlebenden des Brands an Bord in Brindisi eingetroffen war, erreichte am Mittwoch ein maltesischer Frachter mit 39 Schiffbrüchigen die apulische Hafenstadt Taranto.

Wegen des schlechten Wetters in Süditalien war die Reise des Schiffes «Aby Jeannette» länger als erwartet. An Bord befanden sich auch drei Verletzte.

Spekuliert wird weiter über die Ursache des Feuers, das im Fahrzeugdeck ausbrach. Dort waren laut Zeugen viele Laster mit Olivenöl geparkt. Spekulationen, wonach blinde Passagiere sich mit einem Feuer wärmen wollten und so den Brand auslösten, bestätigten die Behörden bisher nicht.

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