Der ranghöchste Vertreter der Katholiken in Grossbritannien, Kardinal Keith O’Brien, ist nach Vorwürfen unangemessenen Verhaltens gegenüber Priestern zurückgetreten. Er legte das Amt des Erzbischofs von St. Andrews und Edinburgh nieder, teilte das Erzbistum mit.
Er werde auch nicht an der bevorstehenden Wahl des neuen Papstes teilnehmen, sagte O’Brien. Der 74-Jährige ist der einzige britische Geistliche, der dem Konklave hätte angehören sollen.
Am Sonntag waren Vorwürfe gegen O’Brien laut geworden. Drei Priester seiner schottischen Diözese und ein ehemaliger Priester hatten sich an den Vatikan gewandt.
In einem Fall hatte es geheissen, der Erzbischof sei einem Priesteranwärter seines Seminars nach Abendgebeten in „unangemessener“ Weise nähergekommen. Einer der Beschwerdeführer gab an, er habe die Priesterwürde zurückgegeben, als O’Brien zum Bischof geweiht wurde.
„Der Heilige Vater hat entschieden, dass mein Rücktritt mit dem heutigen Tag wirksam wird“, teilte O’Brien in Edinburgh mit. Im März hätte er nach üblicher Praxis in der katholischen Kirche ohnehin ein Gesuch einreichen müssen, ihn von seinen Pflichten zu entbinden, weil er dann 75 Jahre alt wird.
Feind der Homo-Ehe
Seinen Rückzug vom Konklave begründete er damit, dass er keine Medienaufmerksamkeit in Rom auf seine Person lenken wolle. Diese sollte Papst Benedikt und dessen Nachfolger gelten.
O’Brien hatte zuletzt mit der Forderung nach Aufhebung des Zölibats für Aufsehen gesorgt. Katholische Priester sollten selbst entscheiden dürfen, ob sie heiraten wollen oder nicht. Zuvor war er als scharfer Gegner von Reformen aufgetreten, etwa als erklärter Feind der Home-Ehe.
Die drei Priester hatten sich mit ihren Vorwürfen Anfang Februar an den vatikanischen Botschafter in Grossbritannien, Antonio Mennini, gewandt, der sie nach Rom weiterreichte. Dies geschah offenbar noch bevor Benedikt XVI. am 11. Februar seinen Rücktritt bekanntgab.