Washington und Kabul haben sich auf die vollständige Übergabe des Gefängnisses Bagram an die afghanischen Behörden geeinigt. Das teilte das Pentagon nach einem Gespräch zwischen dem afghanischen Staatschef Hamid Karsai und US-Verteidigungsminister Chuck Hagel mit.
Die Übergabe werde am Montag erfolgen, hiess es in einer Erklärung. Ursprünglich war die Übergabe des teilweise noch von den USA kontrollierten Gefängnisses bereits für den 9. März vorgesehen. Die Übergabe war jedoch im letzten Augenblick verschoben worden.
Grund waren Äusserungen Karsais, wonach in dem von den USA kontrollierten Teil «unschuldige Menschen» inhaftiert seien, deren Freilassung er nach der Übergabe anordnen werde. Washington fürchtete, die freigelassenen Häftlinge könnten sich den islamistischen Kämpfern anschliessen.
Mit dieser Begründung hatten die USA die vollständige Übergabe schon vorher immer wieder hinausgeschoben. In der Pentagon-Erklärung hiess es nun, Karsai habe zugesagt, gefährliche Gefangene in der Haft zu belassen und so die Sicherheit der afghanischen Bevölkerung und der NATO-geführten ISAF-Truppe zu gewährleisten.
«Guantánamo Afghanistans»
Karsai hatte die vollständige Übergabe des Gefängnisses zur Bedingung für eine weitere langfristige Zusammenarbeit mit den USA gemacht. Die USA hatten das umstrittene Gefängnis bei Kabul bereits im vergangenen September offiziell an die Afghanen übergeben.
Dabei kamen mehr als 3000 Gefangene, darunter mutmassliche Talibankämpfer, unter afghanische Kontrolle. Ausländische Häftlinge und seit März 2012 von der ISAF-Truppe festgenommene Afghanen unterstanden jedoch weiterhin dem US-Militär.
Menschenrechtsaktivisten übten regelmässig Kritik an der als Guantánamo Afghanistans bezeichneten Haftanstalt, in der internationale Rechtsnormen missachtet und einige Gefangene ohne konkrete Beschuldigung festgehalten würden.