Karsai will Sicherheit in Afghanistan bereits 2013 übernehmen

Nach dem Amoklauf eines US-Soldaten in Afghanistan hat Präsident Hamid Karsai den Abzugszeitplan der NATO durcheinander gewirbelt. Er will die Sicherheitsverantwortung im Land bereits im kommenden Jahr übernehmen. Per sofort sollen die NATO-Soldaten sich aus den Dörfern zurückziehen.

Aufnahme aus dem Jahr 2010: Hamid Karsai bei Barack Obama (im Hintergrund) im Weissen Haus in Washington (Bild: sda)

Nach dem Amoklauf eines US-Soldaten in Afghanistan hat Präsident Hamid Karsai den Abzugszeitplan der NATO durcheinander gewirbelt. Er will die Sicherheitsverantwortung im Land bereits im kommenden Jahr übernehmen. Per sofort sollen die NATO-Soldaten sich aus den Dörfern zurückziehen.

Die ausländischen Truppen müssten in die Haupt-Stützpunkte zurückbeordert werden, erklärte Karsai nach einem Treffen mit US-Verteidigungsminister Leon Panetta am Donnerstag in Kabul.

„Wir sind bereit, die gesamte Sicherheitsverantwortung jetzt zu übernehmen“, sagte Karsai nach Angaben eines Sprechers im Gespräch mit Panetta. „Beide Seiten müssen dabei zusammenarbeiten, den Übergabeprozess von den internationalen Truppen an die afghanischen Kräfte 2013 statt 2014 abzuschliessen“, hiess es kurz darauf in einer Erklärung seines Präsidialbüros.

Der Amoklauf vom Sonntag mit 16 Toten sei der Grund für seine Forderung nach einem Rückzug aus den ländlichen Gebieten und einer früheren Übernahme der Sicherheitsverantwortung, sagte der afghanische Präsident. „Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, damit sich so ein Vorfall in der Zukunft nicht wiederholt.“

Die NATO zeigte sich in einer ersten Reaktion offen für einen beschleunigten Truppenrückzug. Die NATO stehe zu dem Ziel, die Übergabe der vollständigen Sicherheitsverantwortung an die Afghanen „so schnell wie praktisch möglich“ zu erreichen, sagte Bündnissprecherin Oana Lungescu am Donnerstag in Brüssel.

Die Entscheidung über die Übergabe der Sicherheitsverantwortung in ganz Afghanistan an Armee und Polizei des Landes soll gemäss Lungescu am Nato-Gipfel Ende Mai in Chicago getroffen werden.

Vertrauen in ausländische Truppen beschädigt

Der Amokschütze war in einem kleineren Aussenposten von Sondereinsatzkräften stationiert. Solche Stützpunkte sind vor dem geplanten vollständigen Abzug 2014 ein Kernelement der NATO-Strategie im Kampf gegen Aufständische. Der Amoklauf habe das vorhandene Vertrauen der Afghanen in die ausländischen Truppen beschädigt, sagte Karsai.

Panetta sagte Karsai eine vollständige Untersuchung zu. Der Verantwortliche werde von den USA zur Rechenschaft gezogen. Einem US-Kommandanten zufolge wurde der Soldat bereits ausser Landes in ein Militärgefängnis nach Kuwait gebracht. So könne es ein faires und angemessenes Verfahren geben, sagte der Kommandant.

Panetta bekräftigte erneut, dass die NATO nach dem Amoklauf und dem Bekanntwerden von Koran-Verbrennungen in einem US-Stützpunkt nicht ihr Ziel, die Aufständischen zu besiegen, aus den Augen verlieren dürfe. Zugleich zeigte er sich „zuversichtlich“, dass sich Afghanistan und die USA auf eine weitere Zusammenarbeit verständigen könnten.

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