Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat dem US-geführten NATO-Kommando am Donnerstag eine Frist von drei Monaten gesetzt, um ihm die Kontrolle über „illegale“ Milizen zu übertragen. Ein entsprechendes Dekret des Präsidenten wurde vom Kabinett veröffentlicht.
Die „illegalen“ Milizen werden angeblich von westlichen Kräften bewaffnet und von der örtlichen Bevölkerung beschuldigt, Folterungen und Morde zu begehen.
Nicht nur die Kontrolle über die Milizen in der Provinz Wardak, sondern in ganz Afghanistan müsse an die Regierung in Kabul übergehen, erklärte Karsai in dem Dekret weiter. Der Präsident betraute einen Ausschuss damit, das Dekret umzusetzen.
Erst am Wochenende hatte Karsai den Rückzug von US-Spezialeinheiten aus der Provinz Wardak innerhalb von zwei Wochen angeordnet. Er warf den US-Truppen und von ihnen gegründeten „illegalen bewaffneten Gruppierungen“ vor, die dortige Bevölkerung zu schikanieren.
Weniger als zwei Jahre vor dem angekündigten Abzug der NATO-Kampftruppen aus Afghanistan nehmen die Spannungen zwischen Kabul und Washington zu. Zuletzt hatte Karsai Mitte Februar verfügt, dass die afghanische Armee künftig keine Luftangriffe der NATO mehr anfordern darf, nachdem bei einem solchen Angriff mehrere Frauen und Kinder getötet worden waren.