Katar hält Zusagen zum Kampf gegen Sklavenarbeit nicht ein

Fussball-WM-Gastgeberland Katar hat laut Amnesty International seine Zusagen zum Kampf gegen die Misshandlung von Gastarbeitern nicht eingehalten. Die Regierung in Doha habe entgegen ihrer Versprechungen vor einem Jahr kaum Reformen eingeleitet.

Gastarbeiter im Al-Wakra Stadion in Doha, das für die Fussball-WM 2022 gebaut wird. Laut Amnesty International sind die Bedingungen für die ausländischen Arbeitskräfte in Katar nicht besser geworden. (Bild: sda)

Fussball-WM-Gastgeberland Katar hat laut Amnesty International seine Zusagen zum Kampf gegen die Misshandlung von Gastarbeitern nicht eingehalten. Die Regierung in Doha habe entgegen ihrer Versprechungen vor einem Jahr kaum Reformen eingeleitet.

In einem am Donnerstag vorgestellten Bericht schreibt die Menschenrechtsorganisation, dies betreffe etwa die Einschränkungen für einen Wechsel des Arbeitgebers oder das Patronatssystem namens Kafala, in dem Arbeitnehmer ihrem Chef vollends ausgeliefert sind.

«Die Regierung hat Versprechungen gemacht, das Arbeitsrecht für Wanderarbeiter in Katar zu verbessern, aber in der Praxis gab es keine bedeutenden Fortschritte», kritisiert Amnesty-Experte Mustafa Kadri. Die Zusagen seien offenbar schlicht eine «PR-Aktion» gewesen.

In dem Bericht mit dem Titel «Wenig versprechen, noch weniger tun» nennt Amnesty neun Bereiche, in denen Reformen nötig seien. Nur in fünf davon seien «begrenzte Fortschritte» gemacht worden. Die Einführung eines elektronischen Systems zur Auszahlung der Löhne sei bislang die wichtigste Reform, aber auch sie verlaufe schleppend. Die zugesagte Ernennung von 300 Arbeitsinspektoren sei nicht erfolgt.

Hunderte Arbeiter ums Leben gekommen

Amnesty verwies zudem auf Statistiken von Indien und Nepal, aus denen die meisten Gastarbeiter nach Katar kommen. Demnach starben voriges Jahr 441 Arbeiter aus diesen beiden Ländern in Katar. Zu den Todesursachen machte die Menschenrechtsorganisation keine Angaben.

Die katarischen Behörden hatten Anfang Mai erklärt, dass die Reformen länger dauerten als geplant. Zugleich versicherten sie ihren Willen zu Veränderungen. Arbeitsminister Abdallah Ben Saleh erklärte bei dieser Gelegenheit, er sei sich «zu 90 Prozent» sicher, dass das Kafala-System bis Ende des Jahres ersetzt werde. Verbesserungen bei der Unterbringung der Gastarbeiter würden bis Mitte August in Kraft treten.

Katar richtet 2022 die Fussball-Weltmeisterschaft aus. Amnesty rief den Fussball-Weltverband Fifa auf, bei seiner Hauptversammlung kommende Woche den Problemen in Katar Priorität einzuräumen und die dortigen Behörden zu echten Reformen zu drängen.

Sponsoren Coca Cola und Visa besorgt

Bereits am Mittwoch hatten die Fifa-Grosssponsoren Coca-Cola und Visa den Fussball-Weltverband aufgefordert, sich entschiedener gegen Menschenrechtsverstösse im WM-Gastgeberland Katar einzusetzen.

«Wir erwarten von der Fifa, dass sie diese Probleme weiterhin ernst nimmt und auf weitere Fortschritte hinarbeitet», erklärte der Getränkekonzern. «Wir sind weiterhin besorgt über die Berichte aus Katar», teilte auch das Kreditkarten-Unternehmen Visa mit. Das habe man der Fifa mitgeteilt. Man bitte sie dringend, alles Notwendige zu tun, um Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligen zu schützen.

Fifa verspricht weitere Anstrengungen

Die Fifa versprach am Donnerstag weitere Anstrengungen für eine Verbesserung der Lage. «Die Fifa wird an der Seite von Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen auch weiter bei den katarischen Behörden auf die Umsetzung von Reformen und die Abschaffung des Kafala-Systems drängen», hiess es in einem Statement der Fifa.

Letztlich könnten nachhaltige Veränderungen im ganzen Land jedoch nur durch gemeinsame Anstrengungen aller beteiligten Anspruchsgruppen erreicht werden, einschliesslich internationaler Unternehmen und Regierungen.

Die Arbeits- und Lebensbedingungen der ausländischen Gastarbeiter im Land des WM-Gastgebers 2022 werden seit Jahren heftig kritisiert. Fifa-Präsident Joseph Blatter reiste mehrfach zum Emir von Katar, um über die Situation zu beraten.

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