Die Copacabana ist fest in katholischer Hand: Über eine Million junge Pilger haben Papst Franziskus entlang des Strandpromenade erneut einen umjubelten Empfang bereitet. Der Pontifex segnete die Gläubigen und rief sie nach der Kreuzwegprozession auf, mit dem christlichen Kreuz den Übeln und dem Leiden auch der heutigen Zeit zu begegnen.
«Durch das Kreuz verbindet Jesus sich mit dem Schweigen der Opfer von Gewalt, die nicht mehr schreien können», sagte der Papst. Nach der Veranstaltung kam es auch zu Protesten, die sich aber nicht gegen den Papst richteten.
Den Kreuzweg nannte Franziskus einen der «starken Momente» des Weltjugendtages. Er zeichnet die Leidensstationen Jesu in Jerusalem nach, von der Verurteilung über die Kreuzigung bis zur Grablegung. Die Stationen waren auf der Strandpromenade aufgebaut, wo Darsteller die Geschichte des Leidenswegs erzählten.
Jugendliche trugen das grosse Pilgerkreuz zu den jeweiligen Stationen und wurden von Messdienern und einer Ehrengarde begleitet. Der Papst verfolgte die Prozession von einer riesigen Bühne am Strand aus.
«Durch das Kreuz verbindet sich Jesus mit den vielen jungen Menschen, die ihr Vertrauen in die politischen Institutionen verloren haben, weil sie Egoismus und Korruption sehen.» Dann gebe es noch jene, «die ihren Glauben an die Kirche oder sogar an Gott verloren haben wegen der Unlauterkeit von Christen und von Dienern des Evangeliums», fügte er ein Stück katholische Selbstkritik an.
Proteste und Randale
Kurz nachdem der Papst die Copacabana verlassen hatte, kam es dort auch zu Protesten gegen den Regional-Gouverneur von Rio. Einigen hundert Demonstranten gelang es, in die Nähe der Weltjugendtags-Bühne zu gelangen, wo sie aber von massiven Polizeieinheiten isoliert wurden.
Viele Pilger verliessen daraufhin aufgeschreckt die Veranstaltung. In dem rund 400 Kilometer entfernten São Paulo warfen Randalierer Schaufenster mehrere Bankfilialen ein.
Franziskus, der noch bis Sonntag in Rio bleibt, hatte beim Angelus-Gebet am Mittag an die Eltern Marias und Grosseltern Jesu – Joachim und Anna – erinnert, derer die Kirche am 26. Juli gedacht.
«Kinder und alte Menschen bauen die Zukunft der Völker auf; die Kinder, weil sie die Geschichte weiterführen; die Alten, weil sie die Erfahrung und die Weisheit ihres Lebens weitergeben», zitierte der Papst aus dem Dokument eines Kirchentreffens im Wallfahrtsort Aparacedia.
Auf Regen folgt Sonne
In Rio de Janeiro schien am Freitag das erste Mal seit drei Tagen wieder die Sonne. Die Veranstalter hatten wegen des Dauerregens am Donnerstag beschlossen, die am Sonntag geplante Abschlussmesse von Guaratiba im Westen Rios an die Copacabana zu verlegen. Das in Guaratiba vorbereitete «Campus Fidei» (Feld des Glaubens) war durch den Regen völlig aufgeweicht.
Die Stadtverwaltung der Sechs-Millionen-Metropole Rio griff auf «Plan B» zurück und sperrte auf mehrere Kilometer Strassen entlang des Strandes, damit die erwarteten hunderttausenden Menschen einen Pilgerweg bis zur Hauptbühne an der Copacabana zurücklegen können. «Der Besuch des Papstes ist eine Ehre und eine Freude», sagte Rios Bürgermeister Eduardo Paes mit Blick auf die kurzfristige Änderung. «Wir werden das nicht zu einem Problem für die Stadt machen.»
Der Pontifex war am Montag auf seiner ersten Auslandsreise in Brasilien angekommen. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi zog eine positive Zwischenbilanz. Er sei froh, dass die Hälfte des Besuchs schon vorbei sei, scherzte er. «Wenn er länger wäre, dann wären wir kaputt.»
Am Samstag treffen sich Papst und Pilger an der Copacabana zur traditionellen Nachtwache (Vigil). Nach der Messe fliegt der Papst am Sonntagabend (Ortszeit) von Rio zurück nach Rom.