Bisher wenig erforschte Bakterien in Seen bauen einen grossen Teil des Treibhausgases Methan ab, bevor es in die Atmosphäre entweichen kann. Damit entpuppen sie sich als unterschätzte Mitspieler im Stoffkreislauf, wie eine Studie in zwei Innerschweizer Seen zeigt.
Beim Abbau von organischem Material in Seen entsteht Methan, das zu einem Teil in die Atmosphäre entweicht. Einen anderen Teil bauen Bakterien im Wasser ab. Dabei spielen offenbar nicht die bereits bekannten Methanabbauer die Hauptrolle, sondern fadenförmige Bakterien der Gattung Crenothrix, wie ein internationales Team mit Beteiligung der Forschungsanstalt Eawag herausgefunden hat.
Bisher kannte man diese Bakterien gemäss Carsten Schubert von der Eawag nur von Trinkwassersystemen, wo sie sich stark vermehren können und Rohre, Sandfilter und Siebe verstopfen. Man bezeichne sie daher auch als «Brunnenfäden». In Seen wurden sie bisher nicht nachgewiesen, weil nicht spezifisch danach gesucht wurde und sie mit gängigen Methoden schwierig aufzuspüren seien, teilte die Forschungsanstalt am Mittwoch mit.
Markiertes Methan
So war die Entdeckung der Forschenden denn auch ein Zufallsfund: Sie wollten eigentlich den Methanabbau im Luzerner Rotsee und im Zugersee besser quantifizieren, und markierten daher Methanmoleküle mit «schweren» Kohlenstoffatomen (C13).
Diese markierten Moleküle tauchten bei der Analyse dann jedoch nicht nur in den typischerweise runden methanabbauenden Bakterien auf, sondern auch in den Crenothrix-Bakterien. «Das war sehr überraschend für uns, denn bis dahin hatten wir nicht einmal gewusst, dass diese fadenförmige Bakterien in der Natur so häufig vorkommen», sagte Jana Milucka vom beteiligten Max-Planck-Institut in Bremen gemäss der Eawag-Mitteilung.
«Wir haben wohl ihre Rolle im biogeochemischen Kreislauf völlig unterschätzt», fügte Schubert hinzu. Wie die Forschenden nun im Journal der Internationales Gesellschaft für mikrobiologische Ökologie berichten, sind die Brunnenfäden fester Bestandteil des Planktons von Süsswasserseen und können dort sogar den Löwenanteil des Methanabbaus leisten.