Kein Durchbruch bei Gesprächen über Ende der Proteste in Hongkong

Die Gespräche zur Lösung der grössten politischen Krise in Hongkong seit Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie an China brachten keinen Durchbruch. Beim ersten Dialog zwischen Regierung und Demokratiebewegung prallten die Gegensätze unversöhnlich aufeinander.

Verwaltungschefin Carrie Lam (2.v.r.) am Dienstag in Hongkong (Bild: sda)

Die Gespräche zur Lösung der grössten politischen Krise in Hongkong seit Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie an China brachten keinen Durchbruch. Beim ersten Dialog zwischen Regierung und Demokratiebewegung prallten die Gegensätze unversöhnlich aufeinander.

«Hongkong ist kein unabhängiges Land», sagte die Verhandlungsführerin der Regierung, Carrie Lam, am Dienstag gleich zu Beginn der Diskussion. «Es ist nur eine Sonderverwaltungsregion innerhalb Chinas.» Sie verstehe zwar den Idealismus der Demonstranten, aber sie dürften in ihrem Protest keine Gesetze brechen.

Die Demonstrationen in der chinesischen Sonderverwaltungsregion dauern seit drei Wochen an. Auslöser sind die Pläne der kommunistischen Führung in Peking, zwar 2017 erstmals direkte Wahlen in der früheren britischen Kronkolonie zuzulassen, aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern.

Protestführer insistieren

Studentenführer Alex Chow kritisierte die Vorschläge in der live im Fernsehen übertragenen, zweistündigen Debatte als «gesellschaftlichen Rückschritt». Er forderte die grundsätzliche Abschaffung des 1200-köpfigen Nominierungskomitees, das heute den Regierungschef bestimmt und in Zukunft die Kandidaten aussuchen soll.

Die Enttäuschung über die Pläne der Regierung habe die Hongkonger auf die Strassen gebracht. «Nicht nur Studierende, sondern drei Generationen von Bürgern demonstrieren», sagte Chow. Die Regierung müsse auf die Forderungen der Menschen auf der Strasse hören. Ohne echte Demokratie werde es immer wieder solche Konflikte geben.

Vages Kompromissangebot

Verhandlungsführerin Lam argumentierte, dass eine freie Nominierung der Kandidaten rechtlich und politisch nicht möglich wäre. Eine Auswahl durch ein «weitgehend repräsentatives Nominierungskomitee» sei schon in dem seit 1997 geltenden Grundgesetz für Hongkong festgeschrieben.

Auch Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying zeigte sich im gleichzeitig stattfindenden Gespräch mit Medien unnachgiebig. Er deutete lediglich ein mögliches Entgegenkommen in der Frage an, wie sich die 1200 Mitglieder des Komitees zusammensetzen, das künftig die Kandidaten bestimmen soll.

Es gebe «Raum für Diskussionen» darüber, «das Nominierungskomitee demokratischer zu machen», sagte Leung. «Das ist eine der Sachen, über die wir sehr gern reden würden – nicht nur mit den Studenten, sondern mit der ganzen Gemeinschaft».

Ob es eine Fortsetzung der Gespräche zwischen Protestführern und Regierungsvertretern geben wird, ist offen. Tausende Demonstranten folgten an den drei Protestorten der Fernsehübertragung. Der Dialog in der Hongkonger Akademie für Medizin wurde vom Präsidenten der Lingnan Universität, Leonard Cheng, moderiert.

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