Die krisengeplagte Royal Bank of Scotland (RBS) kommt nicht aus den roten Zahlen. Der Reinverlust belief sich in den ersten sechs Monaten auf 2,05 Milliarden Pfund (2,64 Milliarden Franken), nachdem es im Jahr zuvor nur minus 179 Millionen Pfund waren.
Das Institut, das immer wieder in Skandale verwickelt ist, verwies auf neue Rückstellungen zur Entschädigung von Kunden sowie hohe Restrukturierungskosten. An der Londoner Börse fielen RBS-Aktien daraufhin um rund vier Prozent. Das in der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut aus Edinburgh hat seit 2007 in keinem Gesamtjahr mehr einen Gewinn geschafft.
Das jüngste Anti-EU-Votum auf der Insel sorge jetzt für Unsicherheit, erklärte das Geldhaus am Freitag. Es treffe die Bank in ihrem Kernmarkt. RBS betonte, die Auswirkungen auf das eigene Geschäft zu prüfen.
Viele Experten erwarten, dass Grossbritannien in eine Rezession abrutscht. Die Notenbank steuert deswegen mit niedrigeren Zinsen und mehr Anleihenkäufen gegen.
Stellenabbau und Verkäufe
Der neue RBS-Chef Ross McEwan will die Bank radikal umbauen. Geplant sind unter anderem Verkäufe, Stellenstreichungen sowie Vergleiche in zahlreichen Rechtsstreitigkeiten. Deswegen sei 2016 weiterhin mit hohen Sonderlasten für die Restrukturierung zu rechnen, insgesamt mit mehr als einer Milliarde Pfund.
Ein Grossteil der Sonderkosten im ersten Halbjahr entfiel auf die Sparte Williams & Glyn. Die RBS verwarf Pläne, die Tochter, die auf Kredite für Privat- und Geschäftskunden spezialisiert ist, abzutrennen und als eigenständige Bank zu positionieren. Das Management begründete dies unter anderem mit dem für Banken schwierigen Niedrigzinsumfeld sowie der Komplexität des Plans.
Die RBS werde jetzt prioritär Alternativen prüfen. Die spanische Bank Santander hat Insidern zufolge eine Offerte für Williams & Glyn abgegeben. Damit wolle sie dem Ziel einen Schritt näher kommen, den Marktanteil auf der Insel auszubauen, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen zuletzt der Nachrichtenagentur Reuters.
In der Finanzkrise von 2008 musste die RBS, die damals zu den führenden Investmentbanken in Europa zählte, mit Staatshilfen von 45,5 Milliarden Pfund aufgefangen werden.