Aus der erhofften Erdgasförderung aus dem St. Galler Geothermie-Bohrloch wird nichts. Die Stadt hat trotz Gesprächen mit möglichen Partnern keinen Investor für das Erdgas gefunden. Das 4450 Meter tiefe Bohrloch im Sittertobel bleibt verschlossen.
Stadtrat Fredy Brunner, der Ende März altershalber zurücktritt, zog am Mittwoch an einer Medienkonferenz Bilanz. St. Gallen habe «Lehrgeld bezahlt» für die Geothermiebranche. Die Tiefenbohrung habe zwar Beweise geliefert, dass ein Geothermie-Kraftwerk in der Schweiz machbar wäre.
Wegen des Erdbebenrisikos und der rund zehn Mal zu kleinen Heisswassermenge sei das Projekt in St. Gallen aber gescheitert. «Wir waren sehr nahe dran», bedauerte Brunner, der von einer «tragischen Situation» sprach. Unter den gleichen Voraussetzungen würde er das Projekt aber wieder lancieren.
Rund 60 Millionen verlocht
Der scheidende Stadtrat, der als «Vater» des Projekts gilt, dankte der Bevölkerung und allen Beteiligten für die Unterstützung. Die Stadtwerke könnten die Kosten verkraften. Das Projekt kostet, inklusive Rückbau des Bohrplatzes, 60 Millionen Franken. Davon übernimmt der Bund voraussichtlich 16 Millionen.
Das Bohrloch bleibt bis auf weiteres verschlossen. Die Möglichkeit einer späteren Erdgasförderung ist offen. Laut Marco Huwiler, Leiter Geothermie bei den Stadtwerken, wären dazu Investitionen von 5 bis 7 Millionen Franken nötig. Ein Investor wurde bisher nicht gefunden.
Weil das förderbare Gasvolumen unsicher ist, will die Stadt die Erdgasförderung höchstens mit Partnern angehen. Gespräche mit potenziellen Investoren hätten stattgefunden, die Abklärungen dauerten aber länger als erwartet, hiess es an der Medienkonferenz. Denkbar sei auch eine Nutzung des Bohrlochs für die Forschung.
Grosse Hoffnung – herbe Enttäuschung
Die Stadt St. Gallen hatte grosse Hoffnungen in das Geothermieprojekt gesetzt. Die Stimmberechtigten hiessen 2010 einen Kredit von 160 Millionen für die Bohrung, das geplante Kraftwerk und den Ausbau des Fernwärmenetzes sehr deutlich gut.
Im Juli 2013 löste die Tiefenbohrung ein Erdbeben der Stärke 3,5 aus. Dabei trat unerwartet Erdgas in grösserer Menge aus. Heisswasser wurde in 4450 Metern Tiefe zwar auch gefunden, aber die Menge war viel zu klein. Dies alles bedeutete das Aus für das Geothermie-Kraftwerk.