Unter dem Eindruck der Krim-Krise haben die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen (G7) den für Juni geplanten Gipfel mit Russland abgesagt. Stattdessen ist ein G7-Treffen ohne Russland in Brüssel geplant.
Das beschloss die Runde am Montagabend in Den Haag. Zur G7 gehören die USA, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan und Kanada.
Die sieben Staats- und Regierungschefs hatten sich am Rande des Gipfels zur nuklearen Sicherheit am Abend für etwa eine Stunde zusammengesetzt, um über die russische Annexion der Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu beraten.
Sie sehen in dem Vorgehen von Russlands Präsident Wladimir Putin einen Verstoss gegen das Völkerrecht. Die weitere Zukunft der G8-Runde, zu der auch Russland gehört, ist derzeit unklar. Die EU und die USA haben bereits Kontensperren und Einreiseverbote gegen Vertraute von Putin verhängt.
US-Präsident Barack Obama sagte nach seiner Ankunft in den Niederlanden, die USA und Europa seien „vereint in unserer Unterstützung für die ukrainische Regierung und die ukrainische Bevölkerung“. Zudem seien sie „vereint darin, Russland die Kosten für sein Handeln aufzuerlegen“.
Militärlager eingenommen
Die ukrainische Übergangs-Regierung ordnete am Montag den vollständigen Abzug ihrer Truppen von der von Russland einverleibten Krim an. Auf der Halbinsel stürmten Truppen Moskaus einen weiteren ukrainischen Armeestützpunkt.
Russland hatte sich die ukrainische Teilrepublik am Freitag ungeachtet internationaler Proteste einverleibt, nachdem sich die Bevölkerung in einem umstrittenen Referendum für die Abspaltung von der Ukraine ausgesprochen hatte.
Russische Einheiten stürmten daraufhin am Wochenende mehrere ukrainische Militärstützpunkte. Am Montag nahmen sie auch ein Militärlager in der Hafenstadt Feodosija im äussersten Südosten der Krim ein. Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums wurden dabei bis zu 80 ukrainische Soldaten gefangen genommen.
Der Kommandant des Bataillons und sein Stellvertreter seien per Helikopter an einen unbekannten Ort gebracht worden. Zudem seien mehrere Soldaten verletzt worden. Laut dem Ministerium wurden Schüsse abgefeuert.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu machte sich als erster ranghoher Besucher der russischen Regierung seit der Übernahme der Krim ein Bild von den militärischen Einrichtungen vor Ort. Auch kam er mit früheren ukrainischen Soldaten zusammen, die sich den russischen Streitkräften angeschlossen hatten.
Rubel ersetzt Hrywnja
Am Montag wurde auf der Krim auch wie angekündigt der Rubel als zweite Währung neben der ukrainische Hrywnja eingeführt. In den Banken und Geschäften war von der Währungsumstellung zunächst jedoch wenig zu spüren. Am Sonntagabend fiel in mehreren Regionen der Krim der Strom aus. Die Gründe hierfür waren unklar.
Für die Strom- und Wasserversorgung ist die Ukraine zuständig. Das ostukrainische Gebiet Donezk forderte unterdessen von der Regierung in Kiew eine grösstmögliche Dezentralisierung. „Ich bin für eine einige, ungeteilte Ukraine“, betonte der Vorsitzende des Gebietsparlaments, Andrej Schischazki, vor Journalisten in Donezk.
Es müssten die Besonderheiten jeder Region berücksichtigt werden. So sollten die Regionen weitgehend über die von ihnen erarbeiteten Steuern bestimmen können. Die Führung in Kiew könne zudem Vertrauen im Osten gewinnen, wenn sie Russisch zur zweiten Staatssprache mache, sagte Schischazki.
Er stellte klar, dass in Donezk kein Referendum wie auf der Krim vorbereitet werde. Pro-russische Demonstranten hatten am Wochenende eine Volksabstimmung über einen Anschluss an Russland gefordert.