Kein wilder Wilde

Alle Jahre wird Oscar Wildes „An Ideal Husband“ verfilmt. Eigentlich gehört er der Bühne. Die entdeckt ihn jetzt mit den Augen der Nobelpreisträgerin. Hinter Jelinek lauert der Kalauer. (Bild: Hansjörg Betschart) Alle Jahre wird Oscar Wildes „An Ideal Husband“ verfilmt. Eigentlich gehört er der Bühne. Die entdeckt ihn jetzt mit den Augen der Nobelpreisträgerin. Hinter […]

Alle Jahre wird Oscar Wildes „An Ideal Husband“ verfilmt. Eigentlich gehört er der Bühne. Die entdeckt ihn jetzt mit den Augen der Nobelpreisträgerin. Hinter Jelinek lauert der Kalauer.

(Bild: Hansjörg Betschart)

Alle Jahre wird Oscar Wildes „An Ideal Husband“ verfilmt. Eigentlich gehört er der Bühne. Die entdeckt ihn jetzt mit den Augen der Nobelpreisträgerin. Hinter Jelinek lauert der Kalauer.

Wilde war ein strafbarer Mann. Nicht nur sein Esprit hat ihn ins Gefängnis gebracht. Aber er hat ihm immerhin wieder hinausgeholfen. Muss so viel Steitbarkeit nun auch das Ziel der Neuinszenierung sein, wenn sie sich an die Neufassung seines „Idealen Mannes“ macht? Jelinek hat Wilde übersetzt, überschrieben und treffend übertrieben: Tina Lanik hat inszeniert. Was für ein Vergnügen ihr nun auch in Zürich auf die Hände schauen zu dürfen. Ein schamloses Schauspieler-Ensemble trifft auf eine verspielte Spielleitung.

In Wildes Sprache sitzen die Sprengsätze dicht an dicht. Dichter ist aber hier die Jelinek. Sie fügt ordentlich viel Investorenlatein hinzu. Sie klaut ein wenig Wirtschaftsseite. Sie kalauert zwischen Versprechern, Versprechen und Verbrechern. Die Banker im Publikum geniessens. Die Trader verstehens. Die Normalos lachen mit. Die Börsianer langweilts: Bloss, aufregen tut sich keiner: Nach der Aufführung des „Idealen Mannes“ am Schauspielhaus Zürich wurde niemand verhaftet.

Die Herrlichen gefallen sich im Grapschen, die Dämlichen sind nicht weniger dickbrüstig: Man zerrt sich in güldene Örtchen. Frau stemmt die Wände hoch: Es ist eine durch und durch verlogenene Gesellschaft, die da in den Hinterzimmern der Macht um ihren Ruf bangt, den ohnehin keiner mehr hören will. Tina Lanik hat das Ensemble in heftige Verrenkungen getrieben. Zu aller Vergnügen. Verhaftet wird sie deshalb wohl nicht werden. Der Abend würde Dominque Strauss-Kahn ebenso amüsieren wie Marcel Ospel. Das ist ja vielleicht ein Anfang, um ins Gespräch mit deren Clique zu kommen. 

 

 

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