Im Gegensatz zur UBS weist die Credit Suisse auch für 2012 schwarze Zahlen aus. Der Reingewinn sank aber um 24 Prozent auf 1,48 Mrd. Franken. Konzernchef Brady Dougan spricht von einem Übergangsjahr. Zur Höhe der Boni äussert er sich vor der Abstimmung über die «Abzocker»-Initiative nicht.
Die Leistungslöhne bei der Grossbank würden erst Ende März im Geschäftsbericht detailliert und im Kontext ausgewiesen, sagte Dougan am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich auf Nachfrage.
An der Ergebnispräsentation vor einem Jahr hatte die CS nach einem Gewinneinbruch erklärt, der Boni-Topf für die Mitarbeiter werde um 41 Prozent verkleinert, für die Konzernleitung gar um 57 Prozent. So fiel die Entschädigung für Dougan von 12,8 Mio. Fr. im Jahr 2010 auf 5,8 Mio. Fr. im Jahr 2011.
Zu 2012 gab die CS nun preis, dass der geleistete Aufwand für alle Grundlöhne und Boni um 4,8 Prozent auf 10,9 Mrd. Fr. gesunken sei. Gedrückt wurde der Aufwand allein schon durch den Abbau von 2300 Arbeitsplätzen auf noch 47’400 Vollzeitstellen. Dies trug dazu bei, dass die Gesamtkosten gegenüber 2011 um 2,0 Mrd. Fr. sanken.
Sparziele erhöht
Dougan tritt abermals auf die Kostenbremse: Er erhöht das Sparziel für 2013 von 3,0 Mrd. auf 3,2 Mrd. Franken. Bis Ende 2015 sollen die Kosten statt um 4,0 Mrd. um 4,4 Mrd. Fr. gedrückt sein. Inwiefern dies Stellen koste, lasse sich nicht direkt sagen. Auch in der Schweiz gebe es derzeit offene Stellen, sagte Dougan.
Wesentlich erfolgreicher als im Vorjahr gearbeitet hat das Investment Banking. Die schwankungsanfällige Sparte erzielte einen Vorsteuergewinn von 2 Mrd. Fr. nach einem Verlust von 593 Mio. Fr. im 2011.
Zum Jahresende lag insbesondere das Emissions- und Beratungsgeschäft über Vorjahr. Demgegenüber erlitt die Konkurrentin UBS im Investment Banking wegen ihres Teilausstiegs im Schlussquartal bedeutende Verluste.
Neugeldzufluss enttäuscht
In der Vermögensverwaltung kann hingegen die UBS den Etappensieg verbuchen: Sie zog Nettoneugelder von 26,3 Mrd. Fr. im globalen und von 22,1 Mrd. Dollar im amerikanischen Vermögensverwaltungsgeschäft an.
Die CS enttäuschte die Anleger mit einem Einbruch des Nettoneugeldzuflusses um drei Viertel 10,8 Mrd. Franken. Das in der neuen Division Private Banking & Wealth Management gebündelte Geschäft steigerte aber den Gewinn um 27 Prozent auf rund 3,8 Mrd. Franken.
Dougan will von einer Isolierung systemrelevanter Teile wegen des Problems zu grosser Banken weiterhin nichts wissen: Er warb für das „integrierte Geschäftsmodell“, sorge doch die divisonsübergreifende Zusammenarbeit für 21 Prozent der Erträge. So resultierte im vierten Quartal ein Konzerngewinn von 397 Mio. Fr. nach einem Verlust von 637 Mio. Fr. im Vorjahresabschnitt.
Höhere Kapitalstärke
Auf Kurs sehen sich beide Schweizer Grossbanken bei den Fortschritten zur Kapitalstärke. Die CS hat nach dem Rüffel der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Sommer einen Spurt hingelegt. Dougan geht davon aus, dass die CS Mitte 2013 die für Ende 2018 geforderte Kernkapitalquote von 10 Prozent erreichen wird. Die UBS lag bereits Ende 2012 bei 9,8 Prozent.
Die Bilanzsumme sei allein im letzten Quartal um 99 Mrd. auf 924 Mrd. Fr. geschrumpft, ergänzte Dougan. Das Ziel von weniger als 900 Mrd. Fr. bis Ende 2013 sei in Griffweite.
Trotz reduzierter Risiken sieht Dougan wieder deutlich höheres Gewinnpotenzial. Sein Ziel ist eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von über 15 Prozent. Nach 4 Prozent im Jahr 2012 mutet dies wie die Quadratur des Kreises an. Die CS kann für sich aber in Anspruch nehmen, auch in der Finanzkrise einzig im Jahr 2008 rote Zahlen geschrieben zu haben.
Zudem gab es bei ihr keinen Fall Adoboli und sie erwartet – anders als die UBS – in der Affäre um die Manipulationen des Referenzzinses Libor keine materielle Belastung. Pendent ist aber weiterhin der Steuerstreit mit der US-Regierung. Hierfür hat die CS 2011 eine Rückstellung von 325 Mio. Dollar gebildet.