Keine Ermittlungen gegen Renfe nach Zugunglück in Spanien

Gut sechs Wochen nach der Zugkatastrophe von Santiago de Compostela hat der Untersuchungsrichter einen Antrag auf Ermittlungen gegen die spanische Bahngesellschaft Renfe abgewiesen. Renfe habe alle Vorschriften erfüllt.

Die Lok des entgleisten Zuges (Archiv) (Bild: sda)

Gut sechs Wochen nach der Zugkatastrophe von Santiago de Compostela hat der Untersuchungsrichter einen Antrag auf Ermittlungen gegen die spanische Bahngesellschaft Renfe abgewiesen. Renfe habe alle Vorschriften erfüllt.

Dies heisst es in einem Beschluss von Richter Luis Aláez, der am Freitag von der Onlineausgabe der Zeitung «La Voz de Galicia» veröffentlicht wurde. Den Antrag hatte der Anwalt eines der Opfer gestellt. Beim schlimmsten Zugunglück in der jüngeren Geschichte des Landes waren am 24. Juli im Nordwesten des Landes 79 Menschen getötet und mehr als 150 verletzt worden.

In seinem Beschluss bekräftigte Aláez hingegen die Gründe für die Ermittlungen gegen Verantwortliche der staatlichen Gesellschaft für die Verwaltung des Eisenbahnnetzes (Adif). Adif sei seiner Verantwortung für eine «ständige Kontrolle und Überprüfung jener Elemente, die einen korrekten und sicheren Verkehr garantieren», nicht nachgekommen, heisst es.

Nach Ansicht der Ermittler trägt aber der Lokführer Francisco José Garzón die Hauptschuld für die Katastrophe. Er soll sich wegen fahrlässiger Tötung in 79 Fällen vor Gericht verantworten.

Der 52-Jährige war mit einem Schnellzug auf der Strecke Madrid-Ferrol wenige Kilometer vor dem Bahnhof der Pilgerstadt Santiago mit stark überhöhter Geschwindigkeit (etwa 190 km/h) in eine Kurve eingebogen, in der nur Tempo 80 zugelassen war. Der Zug entgleiste, mehrere Waggons überschlugen sich und verkeilten sich ineinander.

Der Lokführer hatte vor dem Einbiegen in die Kurve auf dem Handy einen Anruf des Zugbegleiters erhalten und war vermutlich davon abgelenkt worden, dass er den Zug hätte abbremsen müssen. Als er die Bremsen zog, war es bereits zu spät. Unmittelbar nach der Katastrophe verstärkte die Bahn die Sicherheitsvorkehrungen.

Spanische Medien, darunter die Onlineausgabe der Zeitung «ABC», veröffentlichten am Freitag den Inhalt eines Telefon-Gesprächs, den der Lokführer unmittelbar nach dem Unfall mit einem Vorgesetzten geführt hatte. «Ich wusste, dass das hier gefährlich ist und dass wir eines Tages entgleisen würden und es krachen würde. Es hat nun mich getroffen. (…) Diese Kurven sind unmenschlich», sagte Garzón hörbar verzweifelt.

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