Heute Samstag um 18.00 Uhr nimmt die EM-Endrunde 2016 Gestalt an. In Paris werden die sechs Gruppen für die Vorrunde ausgelost. Die Schweiz ist in Topf 2.
Vor zwei Jahren war es die WM-Auslosung im feucht-heissen Costa do Sauipe an der Atlantikküste Brasiliens, nun ist es die EM-Auslosung im «Palais des Congrès» im winterlich kühlen Paris. Damals herrschte Ferienstimmung im Strandresort, nun begleitet die Terrorangst den Anlass.
Das Kongresszentrum an der Porte Maillot gleicht in diesen Tagen einem Hochsicherheitstrakt. Der EM-OK-Chef Jacques Lambert stellte aber auch in dieser Woche klar, dass weder die Auslosung noch die EM selbst wegen der Terroranschläge in Paris vom vergangenen 13. November in Frage gestellt würden. «Wenn wir das täten, würden wir uns den Regeln der Terroristen beugen.»
Die Töpfe für die Endrunden-Auslosung:
Schon vor den Anschlägen vor rund einem Monat war geplant gewesen, dass die Auslosung schnörkellos über die Bühne geht. Eine stundenlange PR-Show wird es nicht geben. In weniger als einer Stunde sollen die sechs Gruppen ausgelost sein.
Topf 2 mit der Schweiz zum Schluss
Die Mannschaften aus dem Topf 2, dem die Schweiz angehört, werden am Schluss zugeteilt. Dem Schweizer Nationalcoach Vladimir Petkovic ist es egal, in welche Gruppe sein Team gelost wird. «Ich kümmere mich nicht im Vorfeld über die möglichen Gegner. Lieber befasse ich mich dafür dann umso ausführlicher mit den Teams, welche wir zugelost bekommen.»
Die Schweizer Delegation kann im Gegensatz zur WM-Auslosung vor zwei Jahren in Brasilien dem Anlass in Paris aus logistischen Gründen gelassen entgegenblicken. Diesmal ist es unerheblich, wo die Gruppenspiele letztlich stattfinden. In Frankreich gibt es nicht verschiedene Klimazonen, die Wahl des EM-Quartiers muss nicht je nach Gruppeneinteilung nochmals überdenkt werden.
Die Schweiz wird ihr Camp auch dann in Montpellier abhalten, wenn sie alle drei Spiele in der Vorrunde in Zentral- und Nordfrankreich austrägt. Von Montpellier aus dauert der Flug zu jedem der zehn Spielorte weniger als 90 Minuten.
Eine Variante: Belgien, Rumänien und Wales
Das Leistungsgefälle unter den 24 EM-Teilnehmern erscheint als gering. Die Schweiz wird in keiner Gruppe Aussenseiter auf einen der insgesamt 16 Plätze für die Achtelfinals sein. Aber die Gruppe wird auch auf jeden Fall so zusammengestellt sein, dass ein Scheitern der Schweiz schon in der 1. Phase denkbar ist.
Nimmt man die aktuelle Fifa-Rangliste als Parameter, wäre eine Gruppe mit Belgien (1.), Rumänien (16.) und Wales (17.) die härteste. Die dergestalt zusammengesetzte einfachste Gruppe mit Frankreich (25.), Schweden (35.) und Albanien (38.) wäre aber in Tat und Wahrheit wohl schwieriger zu meistern.
Vor dem Hintergrund solcher Gedankenspiele ist es verständlich, wenn Petkovic sagt: «Es gibt sowieso keine leichten Spiele, weil an der EM die stärksten Mannschaften von Europa mitmachen.»
Platini, der prominenteste Abwesende
Heute liegt es in den Händen von vier früheren Europameistern, auf wen Petkovics Team letztlich trifft. Der Tscheche Antonin Panenka (EM 1976), der Deutsche Oliver Bierhoff (1996), der Franzose David Trezeguet (2000) und der Grieche Angelos Charisteas (2004) haben alle einst eine EM entschieden, nun ziehen sie die Lose.
Moderiert wird die Auslosung für einmal nicht von einem Model, Popsternchen oder TV-Star, sondern ebenfalls von zwei früheren Fussball-Grössen, die selbst Europameister waren: Bixente Lizarazu und Ruud Gullit.
Prominentester Abwesender ist Michel Platini, der vom Weltverband suspendierte Präsident der Uefa. Nach dem sein Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichshof CAS gescheitert ist, darf der Franzose nach wie vor an keinerlei Fussball-Veranstaltungen teilnehmen.