Ein Kies-Lastschiff ist am Montagmorgen auf dem Rhein in Basel gekentert. In der Folge kam es zur Kollision mit zwei Passagierschiffen. Passagiere und Besatzungen kamen mit dem Schrecken davon. Die Rheinschifffahrt ist aber seither sicherheitshalber gesperrt.
Das 52 Meter lange mit einem Baggerkran ausgerüstete Kiesschiff «Merlin» geriet um etwa 8.20 Uhr auf der Höhe der Kleinbasler Uferstrasse ausser Kontrolle und kenterte. Der Kapitän und die drei Matrosen wurden von Feuerwehr- und Polizeibooten gerettet.
Die «Merlin» trieb zunächst kieloben abwärts und blieb dann – wohl mit dem Baggerarm am Rheingrund – längs im Fluss hängen. Doch bevor der Havarist gesichert und geborgen werden konnte, krachte es erneut.
Robuste Schiffshüllen
Das Kabinen-Passagierschiff «Olympia» hatte gerade mit Ziel Breisach in Deutschland abgelegt und traf beim Manövrieren mit seiner Flanke den Bug des Kiesschiffs. Beide Schiffe trieben langsam abwärts, wobei die «Olympia» zudem auch noch das am Ufer vertäute Kabinen-Passagierschiff «Lafayette» am Bug traf. – Wenig später kursierten erste Passanten-Videos der Karambolage auf Online-Portalen.
Die Rümpfe der beiden Passagierschiffe hielten dem Aufprall stand; sie konnten am Ufer ober- und unterhalb der Wiese-Mündung vertäut werden. Die rund 50 Passagiere der «Olympia» und die 100 der «Lafayette» sowie die Besatzungen mussten sicherheitshalber in Schwimmwesten an Land gehen, wo sie an der Sommersonne abwarteten.
Drei Stunden später durften alle wieder an Bord. Die Schiffe wurden danach auf ihre Fahrtüchtigkeit untersucht. Ob und wie sie ihre Reise fortsetzen können, war zunächst offen. Ein Sprecher der verantwortlichen Firma FleetPro rechnete damit, dass das Schiff am Montagabend weiterreisen kann, wie er auf Anfrage sagte.
Unfallauslöser unbekannt
Warum die mit Kies beladene «Merlin» ausser Kontrolle geriet, ist laut Polizei noch unklar; Ermittlungen laufen. Das Schiff einer Birsfelder Wasserbaufirma hat zwei durch den Rumpf bis zum Flussgrund absenkbare Sicherungspfosten; es wird unter anderem zum Ausbaggern eingesetzt.
Der Basler Rheinpegel war am Montagmorgen mit rund 7.40 Metern zwar hoch, aber nicht ungewöhnlich – die Rheinschifffahrt wird erst ab 7.90 Metern gesperrt. Denkbar wäre, dass der Sog eines vorbeifahrenden Schiffes die «Merlin» destabilisiert hat.
Weil Diesel aus dem Kiesschiff auslief, wurden die Behörden der Länder unterhalb per «Trinat-Alarm» informiert. Über die Menge sowie allfällige Verschmutzungen war bis Montagabend nichts bekannt.
Bergung später
Die «Merlin» wurde mit Hilfe eines Feuerwehrbootes und eines Schleppers unweit des Dreiländerecks am Westquai des Basler Rheinhafens mit Stahlseilen vertäut. Bis sie ausreichend gesichert ist, wird die Rheinschifffahrt im Raum Basel nun komplett gesperrt. Die Dauer der Sperrung ist nach Auskunft der Schweizerischen Rheinhäfen offen.
Wann die «Merlin» flott gemacht und geborgen wird, mochte die Polizei am Mittag noch nicht abschätzen. Das trübe Hochwasser samt starker Strömung erschwert Arbeiten im Rhein; möglicherweise müssen zur Planung Taucher die Position und den Zustand des Kranarms abklären.
Vor Ort im Einsatz standen neben Polizei, Staatsanwaltschaft und Hafenbehörden aus diverse Feuerwehren aus dem benachbarten Elsass und Südbaden, sowie die Schweizer Grenzwache, die deutsche Lebensrettungsgesellschaft DLRG und das Gewässerschutzpikett des baselstädtischen Amtes für Umwelt und Energie.
Die 1984 gebaute und unter Schweizer Flagge kreuzende MS «Olympia» bietet mit 89 Metern Länge bis zu 96 Passagieren Dreisterne-Komfort. Ein Teil ihrer aktuellen Passagiere war am Montag indes auf einem Tagesausflug auswärts unterwegs.
Die 90 Meter lange «Lafayette» für 84 Passagiere war erst Ende März als neues Flaggschiff einer französischen Kreuzfahrt-Firma eingeweiht worden.