Der britische Regisseur Ken Loach hat beim diesjährigen Filmfestival von Cannes die Goldene Palme gewonnen. Der 79-Jährige erhielt den begehrten Preis am Sonntagabend im südfranzösischen Badeort für sein Sozialdrama «I, Daniel Blake».
Loach überzeugte die Jury unter dem Vorsitz des Australiers George Miller mit seinem Sozialdrama über den kafkaesken Kampf eines Schreiners um staatliche Unterstützung, nachdem er wegen eines Herzinfarkts nicht mehr arbeiten kann.
In seiner Dankesrede kritisierte der linksgerichtete Filmemacher scharf die «neoliberalen Ideen», die «uns der Katastrophe nahe gebracht haben». «Diese neoliberalen Praktiken haben Millionen von Menschen in die Armut getrieben, von Griechenland bis Portugal, während sich eine kleine Minderheit auf beschämende Art bereichert hat», sagte Loach weiter.
Loach ist bekannt für seine Dramen, in denen er die Schicksale sozial Benachteiligter darstellt und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten anprangert. 2006 hatte er bereits die Goldene Palme für das Kriegsdrama «The Wind That Shakes The Barley» gewonnen.
Zwei weitere Preise gingen an das Gesellschaftsdrama «Forushande (The Salesman)» des Iraners Asghar Farhadi: für das beste Drehbuch und den Hauptdarsteller Shahab Hosseini. «Dieser Preis gehört meinem Volk und ich gebe ihm von ganzem Herzen den Preis», sagte Hosseini in seiner Dankesrede.
Zur besten Darstellerin wurde die Philippinerin Jaclyn Jose gekürt. Die 52-Jährige erhielt die begehrte Auszeichnung für ihre Leistung in dem Anti-Korruptions-Drama «Ma‘ Rosa» von Brillante Mendoza.
Der Kanadier Xavier Dolan gewann für sein Drama «Juste la fin du monde (It’s Only the End of the World)» den Grossen Preis der Jury, die zweitwichtigste Ehrung des Festivals. Der 27-Jährige, der als Wunderkind der Branche gilt, zeigt darin eine völlig zerstrittene Familie.
Den Preis für die beste Regie teilen sich dieses Jahr der Rumäne Cristian Mungiu für seinen Film «Graduation» («Baccalauréat») und der Franzose Olivier Assayas für seinen Thriller «Personal Shopper» mit US-Star Kristen Stewart.
Die Deutsche Maren Ade wurde von der Jury um US-Regisseur George Miller («Mad Max») dagegen völlig übergangen. Weder sie noch ihre Hauptdarsteller Peter Simonischek und Sandra Hüller bekamen eine Auszeichnung. Für ihre Tragikomödie «Toni Erdmann» um einen Vater und seine entfremdete Tochter gab es nur den Fipresci-Preis – die Ehrung internationaler Kritiker.
Das Internationale Festival von Cannes gilt als das wichtigste Filmfest der Welt. Es fand in diesem Jahr zum 69. Mal statt. Im Wettbewerb konkurrierten 21 Filme um die Hauptpreise. 2015 hatte das Flüchtlingsdrama «Dheepan» des französischen Regisseurs Jacques Audiard die Goldene Palme gewonnen.