Der Weltklasse-Langstreckenläufer und dreimalige Olympiasieger Kenenisa Bekele kommt nicht darüber hinweg, dass der äthiopische Verband ihn für die Olympischen Spiele in Rio übergeht. Er ist wütend.
«Ja, ich bin bitter enttäuscht und traurig», sagte Bekele und fügte an, dass sie im Leichtathletik-Verband seines Landes keine Ahnung vom Sport hätten. «Meine Achillessehnen-Verletzung ist schon lange ausgeheilt, und ich war bereit, die Herausforderung in Rio anzunehmen», sagte der 34-Jährige der französischen Sportzeitung L’Equipe.
Bekele wäre in Brasilien nicht wie üblich über 5000 und 10’000 m gelaufen – über beide Distanzen hält er den Weltrekord -, sondern hätte den Marathon bestritten. Bekeles Marathon-Leistung war sehr gut, aber der nationale Verband hatte ein Selektionskriterium gesetzt, wonach ein Läufer in einem bestimmten Zeitraum zwei Marathons absolvieren musste. «Der Verband hat ein Kriterium gesetzt, das ich wegen meiner Verletzung nicht erfüllen konnte. Das wussten sie genau.»
Im April wurde Bekele im London-Marathon Dritter, obwohl er damals nach eigenen Angaben noch bei weitem nicht hundertprozentig fit war. «Alle wissen, dass der Marathon in London der härteste überhaupt ist. Alle wissen es, nur nicht eine bestimmte Gruppe in unserem Verband. Die verstehen nichts von der Leichtathletik», sagte Bekele mit offensichtlicher Frustration.
«Nach den Kriterien des Verbandes bin ich nur der siebtbeste Läufer. Dass sie nicht berücksichtigen, was ich für Äthiopiens Leichtathletik in der Vergangenheit alles getan habe, ist nur das eine. Das wirkliche Problem ist, dass sie nicht in Betracht ziehen, dass meine Leistungen nicht schlechter sind als die der selektionierten Läufer.» Äthiopien kann im Marathon in Rio vier Läufer an den Start bringen.
Kenenisa Bekele hatte in Athen 2004 Olympia-Gold über 10’000 m gewonnen. Vier Jahre danach in Peking liess er sich sowohl über 5000 als auch über 10’000 m als Olympiasieger feiern.